Kreuzbandriss

Der Kreuzbandriss ist eine schmerzhafte Knieverletzung. Erfahren Sie, was dazu führen kann, dass das vordere oder das hintere Kreuzband reißt, wie eine Kreuzbandruptur behandelt wird und was Sie tun können, um einer solchen Verletzung vorzubeugen.

Fußballer hält sich das durch einen Kreuzbandriss schmerzende Knie

Zu den Themen:

Was ist ein Kreuzbandriss?

Bei einem Kreuzbandriss reißt eines der zwei Kreuzbänder im Knie. Beide sind entscheidend für die Stabilität des Gelenks. Während der vordere Kreuzbandriss häufiger ist und meistens bei Sportverletzungen vorkommt, tritt der hintere Kreuzbandriss oft bei Unfällen auf. In seltenen Fällen können auch beide Kreuzbänder reißen.   

„Kreuzbandruptur“ ist die medizinische Bezeichnung für den vollständigen Riss eines Kreuzbandes. Ist es angerissen, spricht man von einer Teilruptur oder Partialruptur. Eine Kreuzbandverletzung erfordert eine sorgfältige Diagnose und angemessene Behandlung, um Spätfolgen zu vermeiden und erneuten Verletzungen vorzubeugen. Mit der richtigen Behandlung können Sie Ihre Genesung fördern und bald wieder zu Ihrer normalen Aktivität zurückkehren.  

Wie entsteht ein Kreuzbandriss? Ursachen und Risikofaktoren

Ein Kreuzbandriss kann beispielsweise durch Verdrehen des Kniegelenks beim Sport oder bei einem Unfall im Alltag verursacht werden. Risikofaktor ist beispielsweise eine schwache Muskulatur. Bei diesen Aktivitäten treten Kreuzbandrisse häufig auf: 

Unfälle im Sport

Vor allem der vordere Kreuzbandriss kann bei schnellen Richtungswechseln, Sprüngen und Abbremsbewegungen vorkommen – beispielsweise bei den Sportarten Fußball, Hockey, Basketball, Ski- und Snowboardfahren.  

Unfälle im Alltag

Das hintere Kreuzband wird vor allem bei äußerer Gewalteinwirkung gegen den Unterschenkel in Mitleidenschaft gezogen, seltener auch bei einer Überstreckbewegung im Kniegelenk. Dadurch kann es zu einer Rückwärtsverlagerung des Unterschenkels gegenüber dem Oberschenkel kommen. Beispielsweise sind Autounfälle und Kontaktsportarten häufige Auslöser für eine hintere Kreuzbandruptur.  

Übrigens: Im Allgemeinen sind Männer häufiger von einem vorderen Kreuzbandriss betroffen als Frauen. Ein Kreuzbandriss tritt oft in Kombination mit anderen Verletzungen auf, beispielsweise mit einer Schädigung von Seitenbändern, Meniskus und Gelenkknorpel. 

Ein Kreuzband muss nicht immer reißen oder anreißen – es kann auch gezerrt sein. Die Symptome und die Behandlung bei einer Kreuzbandzerrung können denen einer -ruptur ähnlich sein. Alle Kreuzbandverletzungen müssen immer sofort ärztlich versorgt werden, um schnell und richtig diagnostiziert sowie behandelt zu werden. 

Wie kann man einem Kreuzbandriss vorbeugen?

Eine gute Prävention ist eine ausreichend starke Muskulatur, die das Knie stützt. Weitere vorbeugende Maßnahmen sind beispielsweise:  
 

  • Individuelle Anpassung von Trainingsprogrammen 
  • Optimale Sportausrüstung 
  • Spezifisches Koordinationstraining 

Symptome und Anzeichen eines Kreuzbandrisses

Die Symptome eines Kreuzbandrisses können je nach Art und Schwere der Verletzung variieren. Die häufigsten Symptome eines Kreuzbandrisses sind Schmerzen, Schwellung des Knies, Instabilität und das Gefühl, dass das Knie „wegkippt“. Zum Zeitpunkt der Verletzung kann es – vor allem bei einem vorderen Kreuzbandriss – zu einem schnalzenden oder reißenden Rupturgeräusch kommen. Die Ruptur des hinteren Kreuzbandes erfolgt meistens geräuschlos. 

Typischerweise treten folgende Beschwerden auf: 

  • Schmerzen: Ein plötzlicher, stechender Schmerz im Knie tritt häufig während der Verletzung auf und kann anhalten, insbesondere bei Belastung oder Bewegung. Bei einer hinteren Kreuzbandruptur treten die Schmerzen vor allem im hinteren Teil des Knies auf.  
  • Schwellung und Bluterguss: Das Knie schwillt in der Regel innerhalb weniger Stunden nach der Verletzung an. Die Schwellung ist oft stark und kann das Gelenk unbeweglich machen. Ein Bluterguss kann sich bei einem hinteren Kreuzbandriss auf den hinteren Teil des Knies beschränken.
     
  • Instabilität: Nach einem Kreuzbandriss kann das Knie instabil werden. Es kann nachgeben oder beispielsweise beim hinteren Kreuzbandriss „weggleiten“, insbesondere bei Belastung.  
     
  • Unsicheres Gefühl beim Gehen und Laufen: Betroffene berichten oft von einem unsicheren Gefühl im Knie, als würde es nachgeben. Ein Kreuzbandriss führt zu einer Streck- und Beugehemmung. Vor allem Personen mit einem hinteren Kreuzbandriss haben oft Schwierigkeiten beim Strecken des Knies und sprechen von einem unsicheren Gefühl im Gelenk, insbesondere beim Abwärtsgehen von Hügeln oder Treppen. 

Unterschiedliche Symptome bei vorderem und hinterem Kreuzbandriss im Überblick

Vorderer Kreuzbandriss

  • Schmerzen und starke Schwellung im Kniebereich 
  • Instabilitätsgefühl bei Belastung 
  • Streck- und Beugehemmung im Kniegelenk 

Hinterer Kreuzbandriss 

  • Schmerzen und Ergussbildung, vor allem im hinteren Kniebereich 
  • Vermehrtes "Weggleiten" des Kniegelenkes beim Abwärtsgehen 
  • Schwierigkeiten beim Strecken des Kniegelenkes 

Diagnose Kreuzbandriss: Wie wird ein vorderer oder hinterer Kreuzbandriss festgestellt?

Die Diagnose eines Kreuzbandrisses erfordert in der Regel eine Kombination aus klinischen Untersuchungen und bildgebenden Verfahren, um die Verletzung zu bestätigen und ihren Schweregrad zu beurteilen. Die gängigsten Methoden sind:

Klinische Untersuchung

Bei der ärztlichen körperlichen Untersuchung des Knies werden Schwellungen, Bewegungseinschränkungen und Schmerzen identifiziert sowie die Stabilität des Knies überprüft. 

Schubladentest

Der sogenannte „Schubladentest“ dient in erster Linie als klinisches Verfahren, um Hinweise auf eine Kreuzbandverletzung zu erhalten und die Notwendigkeit weiterer Untersuchungen sowie zur Einleitung geeigneter Behandlungsmaßnahmen zu erkennen.  

Beim Schubladentest wird das Kniegelenk so positioniert, dass die Funktion der Kreuzbänder überprüft werden kann. Ziel ist es, die Instabilität des Kniegelenks festzustellen, die häufig mit einem Kreuzbandriss einhergeht: Bei einem intakten Kreuzband sollte das Knie stabil bleiben, während bei einem gerissenen Kreuzband eine erhöhte Beweglichkeit des Schienbeins gegenüber dem Oberschenkel nach vorne (bei Ruptur des vorderen Kreuzbandes) oder nach hinten (bei Ruptur des hinteren Kreuzbandes) festgestellt werden kann. Der Lachman-Test ist ein Schubladentest in 20° Beugung und kann Aufschluss darüber geben, ob ein vorderer Kreuzbandriss vorliegt. Man spricht bei erhöhter Beweglichkeit des Schienbeins nach vorne dann von einem „positiven Schubladentest“. Der Test wird ärztlich durchgeführt. 

Pivot-Shift-Test

Bei einem vorderen Kreuzbandriss ist der sogenannte Pivot-Shift-Test positiv: Mit dieser klinischen Untersuchung wird die Funktionstüchtigkeit des vorderen Kreuzbandes überprüft. 

Magnetresonanztomographie (MRT)

Die MRT ist eine bildgebende Untersuchung, die detaillierte Bilder des Kniegelenks liefert. Sie ermöglicht eine genaue Darstellung der Bänder, einschließlich des vorderen und des hinteren Kreuzbandes. Die MRT-Untersuchung kann zeigen, ob das Kreuzband gerissen oder angerissen ist. Außerdem können der Grad der Verletzung bestimmt und mögliche Begleitverletzungen diagnostiziert werden.  

Röntgenaufnahmen

Obwohl Röntgenaufnahmen in der Regel nicht den Kreuzbandriss selbst zeigen, werden sie oft angefertigt, um sicherzustellen, dass keine begleitenden Knochenverletzungen vorliegen. 

Die Kombination verschiedener Untersuchungsmethoden ermöglicht eine genaue Diagnose und Beurteilung des Schweregrades der Verletzung. Dies ist entscheidend für die Wahl der richtigen Behandlungsmöglichkeiten: konservativ mit Physiotherapie und Rehabilitation oder operativ durch eine Kreuzbandrekonstruktion.  

Schneller Überblick: Unterschiede in der Diagnosestellung bei vorderem und hinterem Kreuzbandriss

Vorderer Kreuzbandriss

  • Schnalzendes oder reißendes Rupturgeräusch 
  • Positiver Ausfall bei Pivot-Shift beziehungsweise vorderem Schubladentest 

Hinterer Kreuzbandriss

  • Meist geräuschlos beim Reißen 
  • Nach Ruptur abklappen des Unterschenkels nach hinten
  • Positiver hinterer Schubladentest 

Therapie und Behandlung eines Kreuzbandrisses

Die PECH-Regel ist eine bewährte Methode zur Soforthilfe und Erstversorgung von Verletzungen – auch bei einem Kreuzbandriss. Die Abkürzung steht für: 

P wie Pause: Nach einem Kreuzbandriss muss die aktuelle Aktivität sofort gestoppt werden. Stellen Sie das betroffene Knie ruhig und vermeiden Sie jegliche Belastungen und Bewegungen.  

E wie Eis: Das Auflegen einer Kühlkompresse auf die verletzte Stelle kann Schwellungen und Schmerzen reduzieren. Wickeln Sie die Kompresse in ein Tuch und legen Sie es auf das verletzte Knie. Achten Sie darauf, dass die Kälte nicht direkt auf die Haut kommt, um Erfrierungen zu vermeiden. Kühlen Sie das Knie etwa 20 Minuten lang in regelmäßigen Abständen. 

C wie Compression (Kompression): Das Anlegen eines Kompressionsverbandes um das verletzte Knie in Verbindung mit Kühlung kann ebenfalls dazu beitragen, Schwellungen und Blutergüsse zu reduzieren. Ein elastischer Druckverband sollte fest, aber nicht zu straff angelegt werden, um die Blutzirkulation nicht zu behindern. 

H wie Hochlagern: Lagern Sie das verletzte und gekühlte Knie hoch, um den Rückfluss zum Knie zu erhöhen. Dies kann dazu beitragen, Schwellungen zu minimieren. Legen Sie das Bein auf ein Kissen oder eine andere Erhöhung. 

Die weitere Behandlung richtet sich unter anderem nach dem Alter der Patient:innen, dem Aktivitätsniveau und dem Ausmaß der Verletzung. 

Konservative Behandlung eines Kreuzbandrisses 

Bei hinteren Kreuzbandrissen wird häufiger konservativ behandelt als bei vorderen Kreuzbandrissen. Auch bei Verletzungen wie Teilrupturen und / oder niedriger körperlicher Belastung kommt eine konservative Behandlung in Form von Physiotherapie und einer Knieschiene (Orthese) in Frage. Ziel ist es, die umgebende Muskulatur zu stärken, die Beweglichkeit des Knies wiederherzustellen und die Stabilität zu verbessern. Physiotherapie kann auch dazu beitragen, Schmerzen zu lindern und die Genesung zu beschleunigen. 

Das Tragen eines medizinischen Hilfsmittels, beispielsweise einer PTS-Knieorthese, kann die Stabilität des Knies während der Genesung verbessern und vor Fehlbelastungen schützen.  

Fällt bei einem hinteren Kreuzbandriss der Schubladentest trotz mehrwöchiger konservativer Behandlung positiv aus, können Ärzt:innen zu einer OP raten.  

Operative Behandlung eines Kreuzbandrisses

Die Therapie beginnt nach Abklingen der Schwellungen mit einer Operation. Bei einem vorderen Kreuzbandriss geht man nach der OP schnell in die Belastung über, bei einem hinteren Kreuzbandriss ist man etwas zurückhaltender

Bei einer Kreuzband-OP wird das gerissene Kreuzband durch ein Stück körpereigenes Gewebe, beispielsweise durch einen Teil der Patellasehne oder ein Transplantat ersetzt, um die Stabilität des Knies wiederherzustellen. Dies ist ein chirurgischer Eingriff, der in der Regel arthroskopisch durchgeführt wird und eine sorgfältige Nachsorge und Rehabilitation erfordert.  

Die Entscheidung für die richtige Behandlungsoption wird in Abstimmung zwischen Patient:in und Ärzt:in getroffen. Ohne die angemessene Behandlung eines Kreuzbandrisses kann es zu langfristigen Komplikationen wie Knieinstabilität und Knorpelschäden kommen! Daher ist es ratsam, die ärztlichen Empfehlungen anzunehmen, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. 

Die wichtigsten Unterschiede in der Behandlung von vorderem und hinterem Kreuzbandriss auf einen Blick

Vorderer Kreuzbandriss

  • Häufigste Therapie ist die OP mit einem Kreuzbandersatz 
  • Konservative Therapie nur bei geringer körperlicher Belastung 
  • Schneller Übergang in die Belastungsphase und Belastungssteigerung 

Hinterer Kreuzbandriss

  • Häufig konservative Therapie 
  • Stabilisierung und Immobilisierung mit Orthese (PTS-Schine zum posterioren Tibia-Support) 
  • OP wenn mehrwöchige konservative Therapie nicht den gewünschen Erfolg bringt
  • Langsame Steigerung der Beweglichkeit und der Belastung 

Therapiebegleitende Übungen bei einem Kreuzbandriss

Die Prehabilitation (Training vor der OP), die richtige Nachsorge und ein spezielles Training sind entscheidend, um die Muskulatur zu stärken, die Beweglichkeit wiederherzustellen und das Knie zu stabilisieren. Befolgen Sie die ärztlichen oder physiotherapeutischen Anweisungen, um eine erfolgreiche Genesung zu gewährleisten. Für den vorderen Kreuzbandriss und den hinteren Kreuzbandriss gibt es jeweils spezielle Übungen für verschiedene Therapiephasen.

Zu den Übungen:

Wie lange kein Sport bei Kreuzbandriss?

Wann Sie wieder Sport machen dürfen, entscheiden Sie zusammen mit ihrem:ihrer Ärzt:in und ihrem:ihrer Physiotherapeut:in – basierend auf klinischen Untersuchungen, physiotherapeutischen Fortschritten und individuellen Zielen.

Je nach Verletzung, Patient:in, Art der Behandlung (konservativ oder operativ) und Heilungsverlauf variiert die Zeitspanne von circa sechs Monaten bis zu einem Jahr.  

Kann ein Kreuzbandriss von alleine wieder zusammenwachsen?

Das hintere Kreuzband hat ein höheres Heilungspotential als das vordere. Durch neue Behandlungskonzepte kann in der richtigen Positionierung auch konservativ eine Heilung stattfinden. In jedem Fall ist eine gezielte Therapie notwendig, um die Funktion und Stabilität des Knies wiederherzustellen. 

Welche Ärzt:innen behandeln einen Kreuzbandriss?

Orthopädische oder unfallchirurgische Praxen sind bei einem Kreuzbandriss die richtigen Anlaufstellen. Sie sind auf die Diagnose und Behandlung von Knieverletzungen spezialisiert. 

Produkte von medi bei vorderem oder hinterem Kreuzbandriss

medi bietet eine Vielzahl von Produkten zur Unterstützung bei Knieverletzungen an. Dazu gehören Kniebandagen, Knieorthesen und ein spezieller Kompressionsstrumpf, die den Heilungsprozess beschleunigen, Schwellungen reduzieren und die Stabilität des Knies verbessern können.

Der Arzt stellt die Diagnose und entscheidet über die Therapie. Bei Notwendigkeit kann er eine Orthese verordnen. Im medizinischen Fachhandel wird der Patient von geschultem Personal vermessen. Die Orthese wird anschließend individuell auf den Patienten angepasst.

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