Medizinisch-wissenschaftliche Informationen zum postthrombotischen Syndrom

Medizinische Kompression verringert das Risiko eines postthrombotischen Syndroms

Venen Thrombose Stadium 2

Wirksame Prävention und Therapie des postthrombotischen Syndroms mit medizinischer Kompression

In der aktuellen S2k-Leitlinie zur medizinischen Kompressionstherapie wird der Einsatz von medizinischer Kompression zur Prävention und Therapie des postthrombotischen Syndroms (PTS) empfohlen.1 Bei 20 bis 50 Prozent der Personen, die an einer tiefen Venenthrombose (TVT) erkranken, tritt innerhalb von ein bis zwei Jahren nach der TVT ein PTS auf. Somit zählt das PTS zu den häufigsten Komplikationen einer TVT.2-5

Zahlreiche Studien belegen die Wirksamkeit der medizinischen Kompression. Beispielsweise plädierten Amin et al. in der Substudie zur IDEAL-Studie für einen sofortigen Einsatz medizinischer Kompression nach Auftreten einer TVT, um die Entwicklung einer residualen Venenokklusion (RVO) zu vermeiden und damit auch das PTS-Risiko zu senken.6

Nähere Informationen – unter anderem zu Leitlinienempfehlungen, Studiendesign oder Studienergebnissen – finden Sie unter den jeweiligen Reitern.

Leitlinien

S2k-Leitlinie zur medizinischen Kompressionstherapie1

Die S2k-Leitlinie „Medizinische Kompressionstherapie der Extremitäten mit Medizinischem Kompressionsstrumpf (MKS), Phlebologischem Kompressionsverband (PKV) und Medizinischen Adaptiven Kompressionssystemen (MAK)“ gibt auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse evidenzbasierte Empfehlungen zur Anwendung medizinischer Kompressionstherapie.

Der Einsatz der medizinischen Kompressionstherapie wird auch im Hinblick auf Prävention und Therapie des postthrombotischen Syndroms (PTS) nach tiefer Beinvenenthrombose (TVT) empfohlen. Die Leitlinie unterstützt die Anwendung der medizinischen Kompressionstherapie mit dem höchsten Empfehlungsgrad („soll“):

  • Unmittelbar nach der Diagnosestellung einer TVT soll sofort mit einer medizinischen Kompressionstherapie begonnen werden.
  • Diese sollte für mindestens sechs Monate fortgesetzt werden.
  • Eine Verlängerung der medizinischen Kompressionstherapie im Anschluss sollte sich nach den objektiven und subjektiven Zeichen eines PTS richten.
  • Sie kann beim PTS zu einer Besserung von Beschwerden und Hautveränderungen einschließlich des Ulcus cruris venosum führen.

Diese Empfehlungen werden durch aktuelle klinische Studien belegt.

Die komplette S2k-Leitlinie zur medizinischen Kompressionstherapie können Sie unter www.awmf.org herunterladen.

Klinische Studien

Die IDEAL-Substudie – Signifikante Reduktion des PTS-Risikos nach sofortigem Einsatz medizinischer Kompression6

Dass die medizinische Kompressionstherapie bei der initialen Behandlung einer tiefen Venenthrombose (TVT) positive Effekte zeigt, wurde bereits in früheren Studien eindeutig nachgewiesen2,7.

Die SOX-Studie von Kahn et al. warf Ende 2013 einige Fragen im Kontext PTS auf.3 Diese konnten jedoch von der Deutschen Gesellschaft für Phlebologie (DGP) mit dem Hinweis auf zahlreiche Limitationen der SOX-Studie vollständig entkräftet werden.8 Eine Zusammenfassung der Limitationen können Sie im Scientific Summary „MKS zur PTS-Prophylaxe“ nachlesen.

Außerdem bestätigen aktuelle Studien (OCTAVIA9- und IDEAL10-Studie) noch einmal zweifelsfrei den positiven Nutzen der medizinische Kompressionstherapie hinsichtlich PTS-Prävention.

Amin et al. zeigten in der Substudie der IDEAL-DVT Studie, dass der sofortige Einsatz einer medizinischen Kompressionstherapie nach der Diagnose einer TVT das Risiko einer residualen Venenokklusion (RVO) und damit verbunden das Risiko eines PTS signifikant verringert.6

Diese klinische Studie belegt, dass der Einsatz von Kompression in der Akutphase (24 Stunden nach Diagnose einer TVT) die absolute Inzidenz einer RVO um 20,4 Prozent senkt (p=0,005). Es kommt zudem zu

  • einer schnelleren Rückbildung der Thrombusmasse und damit verbunden
  • zu einer rascheren Symptomlinderung sowie
  • zu einem Rückgang des PTS-Risikos (p=0,013).

Aufgrund der positiven Ergebnisse hat die IDEAL-Studie unmittelbar Einzug in die S2k-Leitlinie zur medizinischen Kompressionstherapie gefunden.1,6,10,11

Die komplette Veröffentlichung können Sie sich hier herunterladen.

Die wichtigsten Fakten der IDEAL Sub-Studie haben wir Ihnen – kurz und übersichtlich – in einem informativen Scientific Summary zusammengefasst. Dieses finden Sie unter dem Reiter „Scientific Summaries“.

Scientific Summaries

Scientific Summaries – Aktuelles aus der Wissenschaft zum Einsatz medizinischer Kompressionstherapie

Die Scientific Summaries geben Ihnen übersichtlich, kurz und kompakt einen Überblick zu

  • den aktuellen Ergebnissen aus klinischen Studien,
  • zu Leitlinienempfehlungen oder
  • sonstigen wissenschaftlichen Veröffentlichungen.

Laden Sie sich die Zusammenfassung hier herunter:

Quellen anzeigen

1Rabe E et al. S2k-Leitlinie: Medizinische Kompressionstherapie der Extremitäten mit Medizinischem Kompressionsstrumpf (MKS), Phlebologischem Kompressionsverband (PKV) und Medizinischen adaptiven Kompressionssystemen (MAK). Online veröffentlicht unter: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/037-005.html (Letzter Zugriff 07.08.2019).

2Prandoni P et al. The long-term clinical course of acute deep venous thrombosis. Ann Intern Med 1996;125(1):1-7.

3Kahn SR et al. Compression stockings to prevent post-thrombotic syndrome: a randomised placebo-controlled trial. Lancet 2014;383(9920):880-888.

4Prandoni P, Kahn SR. Post-thrombotic syndrome: prevalence, prognostication and need for progress. Br J Haematol 2009;145(3):286-295.

5Saarinen J et al. The occurrence of the post-thrombotic changes after an acute deep venous thrombosis. A prospective two-year follow-up study. (Torino) 2000;41(3):441-446.

6Amin EE et al. Reduced incidence of vein occlusion and postthrombotic syndrome after immediate compression for deep vein thrombosis. Blood 2018;132:2298–2304.

7Brandjes DPM et al. Randomized trial of effect of compression stockings in patients with symptomatic proximal-vein thrombosis. Lancet 1997;349:759-763.

8Schwahn-Schreiber C et al. Das Tragen von Kompressionsstrümpfen nach tiefer Beinvenenthrombose ist weiterhin sinnvoll. Phlebologie 2014;43:137-139.

9Mol GC et al. One versus two years of elastic compression stockings for prevention of post-thrombotic syndrome (OCTAVIA study): randomised controlled trial. BMJ 2016;353:i2691.

10ten Cate-Hoek A et al. Individualised versus standard duration of elastic compression therapy for prevention of post-thrombotic syndrome (IDEAL DVT): a multicentre, randomised, single-blind, allocation-concealed, non-inferiority trial. Lancet Haematol 2018;5:25–33.

11Amin EE et al. Clinical and economic impact of compression in the acute phase of deep vein thrombosis. J Thromb Haemost 2018 Jun 1. doi: 10.1111/jth.14163. [Epub ahead of print].