Was sind ISG-Beschwerden und wie entstehen sie?
Die Schmerzen werden durch Erkrankungen des Iliosakralgelenks (Kreuzbein-Darmbein-Gelenk) hervorgerufen. Genau genommen sind es zwei Gelenke, die zusammen die Verbindung zwischen dem Kreuzbein und dem Darmbein bilden. Die medizinisch korrekte Bezeichnung lautet Sakroiliakalgelenk (SIG), wobei sich „Iliosakralgelenk (ISG)“ im Sprachgebrauch durchgesetzt hat. Dabei kann es sich um eine Entzündung des Gelenks, einen Gelenkverschleiß oder eine Störung der Gelenkfunktion beziehungsweise der Gelenkstellung handeln. Die Beschwerden können zudem in das Becken oder das Gesäß, aber auch in die Ober- und Unterschenkel ausstrahlen. Steht die Ursache der Schmerzen fest, können die Beschwerden generell gut behandelt werden. Beschwerden im unteren Bereich der Wirbelsäule, beispielsweise nach langem Sitzen oder Stehen, sind schmerzhaft und entstehen häufig im Iliosakralgelenk.
Häufige ISG-Erkrankungen sind unter anderem:
- ISG-Syndrom
- Iliosakralgelenk-Arthrose (ISG-Arthrose)
- Iliosakralgelenk-Instabilität (ISG-Instabilität)
- Beckenringinstabilität
- Iliosakralgelenk-Blockierung
- Symphysensprengung und-lockerung
Risikofaktoren und Ursachen
Funktionsstörung
- Anhaltende körperliche Fehlbelastungen durch Sport oder Beruf
- Ruckartige Fehlbewegungen, beispielsweise ein Tritt ins Leere
- Verkürzungen bzw. Verhärtungen bestimmter Muskeln (z. B. Iliopsoas-Muskel)
- Körperliche Fehlstellungen, wie Skoliose oder Beinverkürzung
- Fehlbelastung durch Vorkippen des Beckens in der Folge von Hüftgelenksarthrose
- Lockerung der Beckenringbänder durch hormonelle Umstellung in der Schwangerschaft
Entzündung
- ISG-Entzündung
- Entzündung des Darms (z. B. Morbus Crohn)
Knochenbruch
- Unfall
- Ermüdungsbruch
- Insuffizienzbruch bei Osteoporose
Therapiemöglichkeiten bei ISG-Syndrom
Die Behandlung richtet sich nach der Ursache der Erkrankung. Deshalb gibt es unterschiedliche Therapieansätze. In der Regel werden die Beschwerden konservativ (ohne Operation) behandelt. Mit speziellen Übungen können Betroffene einem erneuten Auftreten der Erkrankung vorbeugen.
Physiotherapie
In der manuellen Therapie werden die Gelenke und die dazugehörigen Muskeln und Bänder gedehnt und mobilisiert. Dies unterstützt die Gelenkfunktion. Je nach Befund und Phase der Erkrankung kann der Arzt bei Notwendigkeit weitere physiotherapeutische Maßnahmen (Elektrotherapie (TENS), Behandlung durch Magnetfelder oder eine Akupunktur) verordnen.
Bandagen und Orthesen
Spezielle medizinische Hilfsmittel (zum Beispiel die Beckenorthese Lumbamed sacro von medi) unterstützen die konservative Therapie. Durch eine zirkuläre Kompression können das Becken und die ISG stabilisiert und Schmerzen gelindert werden. Mit den individuell positionierbaren Massagepelotten können gezielt die Schmerzpunkte massiert und der Heilungsprozess beschleunigt werden. Die zirkuläre Kompression und der Druck der Pelotten können durch Zuggurte stufenlos reguliert werden.
Wärmen
Ein Heizkissen, eine Wärmflasche, ein heißes Bad oder einfach ein warmes Handtuch können akute ISG-Schmerzen lindern.
Medikamente
Ibuprofen oder Diclofenac sind entzündungshemmende und schmerzlindernde Medikamente, die Ärzte bei Notwendigkeit verabreichen können. In jedem Fall ist der behandelnde Arzt zu befragen.
Salben
Die betroffene Stelle kann mehrmals täglich mit entzündungshemmenden oder durchblutungsfördernden Salben massiert werden. Dies unterstützt die Genesung.
Spritzen
Der Arzt kann bei Notwendigkeit ein örtliches Betäubungsmittel gemischt mit einem Kortison-Präparat geben, um Reizungen zu beruhigen. Allerdings wird diese Therapieform erst bei sehr starken, lang anhaltenden Schmerzen eingesetzt – und nur nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt.
Übungen zur ISG-Therapie
Damit Sie schnell wieder mobil werden, bietet medi zur Unterstützung der Iliosakralgelenk-Therapie jeweils drei Dehnungs- und drei Kräftigungsübungen an. Bitte besprechen Sie im Vorfeld mit Ihrem Arzt oder Therapeuten, ob die Übungen für Sie geeignet sind und in Ihren Therapieplan integriert werden dürfen.
Dehnungsübungen
Unterkörperdrehen
Ausgangsposition:
- Legen Sie sich mit dem Rücken auf einen festen Untergrund
- Das rechte Bein ausstrecken, das linke Bein anwinkeln, linker Fuß dabei auf Höhe des rechten Knies abstellen
- Den linken Arm seitlich ablegen, die rechte Hand auf den linken Oberschenkel legen
Übung:
- Bewegen Sie das angewinkelte Bein nun über das ausgestreckte
- Drehen Sie dabei den Körper von der Brust abwärts nach rechts
- Der linke Arm bleibt auf dem Boden, Brust dreht nicht mit, Kopf schaut in die Gegenrichtung
- Sie spüren ein Dehnungsgefühl im unteren/seitlichen Bereich der Rückenmuskulatur und im Gesäß
- Arm bleibt auf Boden liegen
- Kopf dreht zur Gegenseite
Dosierung:
- 1 Mal je Seite, jeweils 10–15 Sekunden halten
Hüftkippen
Ausgangsposition:
- Stellen Sie sich leicht breitbeinig auf einen festen Untergrund
- Halten Sie Ihre Arme gerade vor dem Körper
Übung:
- Halten Sie den Oberkörper und die Beine gerade und kippen bzw. schieben Sie das Becken nach vorne
- Sie spüren ein Dehnungsgefühl in der Leiste
- Das Dehnungsgefühl in der Leiste lässt sich bei gestreckten Beinen durch leichte zusätzliche Beckendrehung (nicht Oberkörperdrehung!) nach links bzw. rechts verstärken
- Becken kippt / schiebt nach vorne
Dosierung:
- 1 Mal, jeweils 10–15 Sekunden halten
Beinziehen
Ausgangsposition:
- Legen Sie sich mit dem Rücken auf einen festen Untergrund, die Arme neben dem Körper ablegen
- Unteren Rücken auf den Boden drücken
- Das rechte Bein anwinkeln, zwischen Ober- und Unterschenkel ca. ein 90°-Winkel
- Linkes Bein anwinkeln und Knöchel unterhalb des Knies des rechten Beines ablegen
Übung:
- Fassen Sie das rechte Bein nun unterhalb der Kniescheibe
- Mit der linken Hand dabei zwischen beiden Beinen durchfassen, mit der rechten Hand rechts um das rechte Bein durchfassen
- Ziehen Sie nun den rechten Unterschenkel in Richtung Gesicht
- Sie spüren ein Dehnungsgefühl in der Gesäßmuskulatur
- unteren Rücken auf den Boden drücken
Dosierung:
- 1 Mal je Seite, jeweils 10–15 Sekunden halten
Kräftigung
Rumpfbeugen
Ausgangsposition:
- Stellen Sie sich leicht breitbeinig auf einen festen Untergrund, Beine dabei leicht gebeugt
- Fassen Sie beiden Trainingsbandenden fest jeweils mit linker und rechter Hand
- Stellen Sie sich nun mit beiden Füßen auf das Trainingsband
- Beugen Sie dabei den Oberkörper mit geradem Rücken nach vorne
- Trainingsband spannen, mit angepasstem Zug
- Arme dabei ausgestreckt halten
Übung:
- Ziehen Sie das Trainingsband gerade nach oben
- Richten Sie dabei bei geradem Rücken nur den Oberkörper auf
- Die Beine bleiben in der Ausgangsstellung und werden nicht bewegt
- gerader Rücken
- Bauchmuskulatur anspannen
- Beine leicht gebeugt
- Arme gestreckt
Dosierung:
- 2 Sätze x 10–15 Wiederholungen
- Variation des Widerstands über die Länge des Gummibandes
- Wählen Sie den Widerstand so, dass sie 10–15 Wiederholungen problemlos schaffen
- Erhöhung des Widerstandes nach den ersten Eingewöhnungswochen
- 30 Sekunden Satzpause
Beinheben
Ausgangsposition:
- Legen Sie sich mit dem Rücken auf einen festen Untergrund
- Die Beine zwischen Ober- und Unterschenkel etwa im 90°-Winkel anwinkeln, die Beine leicht spreizen
- Unteren Rücken auf den Boden drücken
- Arme seitlich neben den Körper legen
- Kopf auf den Boden ablegen
Übung:
- Bewegen Sie die Beine nach oben, bis zwischen Oberkörper und Oberschenkel etwa ein 90°-Winkel entsteht
- Der Winkel zwischen Ober- und Unterschenkel bleibt dabei unverändert
- Unteren Rücken dabei auf den Boden drücken
- Unteren Rücken auf den Boden drücken
- eventuell ein Kissen unter den Kopf legen
Dosierung:
- 2 Sätze x 10–15 Wiederholungen
- 30 Sekunden Satzpause
Beinstrecken
Ausgangsposition:
- Knien Sie sich auf einen festen Untergrund
- Beide Knie dabei nebeneinander zusammen halten
- Oberkörper bei geradem Rücken nach vorne beugen und mit Ellenbogen abstützen
- Fassen Sie beide Trainingsbandenden fest jeweils mit linker und rechter Hand
- Das Trainingsband mit angepasstem Zug um einen Fuß spannen
Übung:
- Strecken Sie gegen den Zug des Trainingsbandes das Bein schräg nach hinten oben, so dass Bein, Rücken und Hals eine Linien ergeben
- Bewegen sie danach das Bein wieder in die Ausgangsstellung zurück
- gerader Rücken
- Bauchmuskulatur anspannen
- Hals, Rücken und Bein in einer Linie
Dosierung:
- 2 Sätze x 10–15 Wiederholungen
- Variation des Widerstands über die Länge des Gummibandes
- Wählen Sie den Widerstand so, dass sie 10–15 Wiederholungen problemlos schaffen
- Erhöhung des Widerstandes nach den ersten Eingewöhnungswochen
- 30 Sekunden Satzpause
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