Offenes Bein (Ulcus cruris)

Wenn Wunden nicht heilen

Arzt behandelt Patientin mit ulcus cruris

Was ist ein offenes Bein (Ulcus cruris)?

Als offenes Bein werden schlecht oder nicht heilende und oft nässende Wunden am Unterschenkel bezeichnet. Der Fachbegriff Ulcus cruris leitet sich aus dem lateinischen ulcus (= Geschwür) und cruris (= Unterschenkel) ab. Das offene Bein kann unterschiedliche Ursachen haben. Circa 0,2 Prozent der deutschen Bevölkerung leiden an einem sogenannten ausgeprägten Ulcus cruris – dies sind mehr als 200.000 Menschen.1

Ursachen: Wie entsteht ein offenes Bein?

Einem Ulcus cruris können unterschiedliche Erkrankungen zugrunde liegen. Fast immer sind Durchblutungsstörungen, beispielsweise in Verbindung mit Diabetes mellitus und Rauchen, ursächlich bei offenen Beinen. Diagnose und Ursache sind für die weitere Therapie entscheidend. Je nach Art der Durchblutungsstörung unterscheiden Mediziner:innen verschiedene Formen von Ulcera (Geschwüren):

  • Ulcus cruris venosum: schwerste Form der chronisch-venösen Insuffizienz (C6 nach CEAP, siehe unten)
  • Ulcus cruris arteriosum: durch Arteriosklerose / Arterienverkalkung (pAVK: periphere arterielle Verschlusskrankheit) 
  • Ulcus cruris mixtum mit venösen und arteriellen Ursachen
  • Sonstige Ulcera cruris aufgrund anderer Ursachen

Häufigste Form: Ulcus cruris venosum (offenes Bein in Folge einer Venenerkrankung)

51 bis 80 Prozent aller Unterschenkelgeschwüre gelten als venös bedingt. Nur etwa 10 bis 15 Prozent sind auf arterielle Durchblutungsstörungen zurückzuführen.3

Die häufigste Form von Geschwüren am Unterschenkel ist also das sogenannte Ulcus cruris venosum als schwerste Form der chronisch-venösen Insuffizienz. Was mit schweren, müden Beinen beginnt, kann unbehandelt zu einem Ulcus cruris führen.

Ulcus cruris venosum: Symptome und Anzeichen

Im Anfangsstadium einer venösen Erkrankung werden bräunliche Verfärbungen der Haut am Unterschenkel sichtbar, später wird die Haut dünner und Wunden heilen schlecht. Die Schweregrade der chronischen Venenerkrankungen werden nach CEAP klassifiziert:

  • C = Clinic (klinische Befunde)
  • E = Etiology (Ätiologie: Ursachen / Auslöser der Erkrankung)
  • A = Anatomy (anatomische Lokalisation)
  • P = Pathophysiology (pathologische Fehlfunktion)

CEAP Stadien

Stadium Veränderungen
C0 Keine sichtbaren Zeichen einer Venenerkrankung
C1 Teleangiektasien (Besenreiser)
C2

Varikose (= Krampfaderleiden) ohne klinische Zeichen einer chronisch-venösen Insuffizienz (= andauernde Venenschwäche)

C2r - Rezidiv Varikose (= wiederkehrendes Krampfaderleiden)

C3 Varikose (= Krampfaderleiden) mit Ödem (= Schwellung)
C4 Varikose (= Krampfaderleiden) mit trophischen Hautveränderungen, unterteilt in:
C4a Pigmentierung (= Hautverfärbungen) oder Ekzem (= Juckflechte, entzündliche Hautreaktion)
C4b

Lipodermatosklerose (= Verhärtung im Unterhautfettgewebe) oder Atrophie blanche (= kleine weiße Narbenherde)

C4c

Corona phlebectatica paraplantaris (= besenreiserartige Erweiterung der Venen an Fußrand oder Knöchel, vor allem an der Innenseite des Fußes)

C5 Varikose (= Krampfaderleiden) mit abgeheiltem Ulcus cruris venosum (= „offenes Bein“, venös bedingtes Unterschenkelgeschwür)
C6

Varikose mit floridem Ulcus cruris venosum (= „offenes Bein“, venös bedingtes Unterschenkelgeschwür)

C6r – Rezidiv eines Ulcus cruris venosum (= wiederkehrendes „offenes Bein“)

Eine chronische Venenerkrankung macht sich durch schwere, müde und juckende Beine sowie Schwellungen im Fuß und Unterschenkel bemerkbar. Mit Fortschreiten der Erkrankung werden erweiterte, oberflächliche Venen unter der Haut knotenförmig ausgesackt und geschlängelt sichtbar. Mediziner:innen sprechen dann von einem Krampfaderleiden beziehungsweise von einer Varikose. Das venöse Blut wird nicht mehr zielgerichtet zum Herzen transportiert. Dies kann dazu führen, dass sich Ödeme, also sicht- und tastbare Flüssigkeitsansammlungen im Gewebe bilden.

Hautveränderungen als Anzeichen für einen beginnenden Ulcus cruris venosum

Ein weiterer sichtbarer Hinweis auf eine fortgeschrittene Venenerkrankung sind typische Hautveränderungen. Die Haut weist eine stärkere Pigmentierung in Form von braunen Flecken auf. Auch weiße atrophische Narbenherde und Verhärtungen des Unterhautgewebes können entstehen.

In diesem Stadium liegt eine ausgeprägte Venenschwäche (medizinisch: chronisch-venöse Insuffizienz) vor.

Durch den eingeschränkten Abtransport staut sich das venöse Blut zurück bis in die Kapillaren: Die kleinsten Blutgefäße, die die Zellen mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen, sind aber auch für den Abtransport von Abbauprodukten des Stoffwechsels verantwortlich. Die Kapillaren von Patient:innen, die an einer chronisch-venösen Insuffizienz leiden, können diese Aufgabe nicht mehr ausreichend erfüllen.

Kleinste Verletzungen werden zu schlecht (oder nicht) heilenden Wunden

Die Haut verliert an Elastizität und Widerstandsfähigkeit. Sie wird dünn. Eine minimale Verletzung, wie beispielsweise ein Mückenstich oder ein kleiner Riss in der Hautoberfläche bei der Gartenarbeit, kann bei diesen Patient:innen zu schlecht heilenden und sehr schmerzhaften Wunden führen.

Wegen der Schmerzen bewegen sich die Betroffenen oft weniger. Damit ist der Pumpmechanismus der Muskulatur ausgeschaltet, der das Venensystem dabei unterstützt, das Blut in Richtung Herzen zu befördern. Ein Teufelskreis entsteht. Bakterielle Infektionen in und an der Wunde verursachen unangenehme Gerüche. Häufig trauen sich die Patient:innen dadurch nicht mehr unter Menschen.

Risikofaktoren für die Entstehung eines offenen Beins

Das Ulcus cruris venosum tritt mit zunehmendem Lebensalter häufiger auf: Bei Patient:innen im Alter von 70 bis 79 Jahren steigt die Häufigkeit auf 2,7 Prozent an.3 Ältere Menschen sitzen viel, die Wadenmuskelpumpe kommt wenig zum Einsatz und das Blut versackt in den Beinen. Diabetes und Rauchen begünstigen die Entstehung des offenen Beins.

Erbliche Vorbelastung: Venenerkrankungen sind teils erblich bedingt. Die Wahrscheinlichkeit, dass weitere Mitglieder der Familie ähnliche Symptome aufweisen, ist durchaus gegeben. Achten Sie deshalb darauf.

Ulcus cruris venosum vorbeugen: Tipps und Möglichkeiten

Ein Venenleiden, das mit schweren, müden Beinen beginnt, kann also unbehandelt zu einem Unterschenkelgeschwür führen. Die beste Vorbeugung ist deshalb, die Anzeichen von krankhaft veränderten Venen in den Beinen sehr ernst zu nehmen und sich zeitnah ärztlich untersuchen zu lassen, um eine entsprechende Therapie zu erhalten. Venöse Störungen verursachen oft über viele Jahre hinweg wenig Leidensdruck. Deshalb ignorieren viele Betroffene die ersten deutlichen Anzeichen, beispielsweise die sogenannten Warnvenen im Bereich des Knöchels und später auch die Hautveränderungen in Form von Verfärbungen. Daher suchen viele Patient:innen erst dann ärztlichen Rat, wenn sich bereits ein offenes Bein gebildet hat.

Offene Beine behandeln: Therapie des Ulcus cruris venosum

Therapie des Ulcus cruris venosum

Bei der Behandlung des Ulcus cruris venosum gilt es, die Grunderkrankung, also die chronisch venöse Insuffizienz, zu therapieren. Ziel der Behandlung ist es, den gestörten Blutrückfluss zu verbessern. Ein:e Ärzt:in entscheidet, welche therapeutischen Maßnahmen für die jeweilige betroffene Person angebracht sind. Möglich sind zum Beispiel Wundreinigung, Wundbehandlung mit Medikamenten und Salben, Kompressionstherapie mit medizinischen adaptiven, also anpassbaren Kompressionssystemen (MAK) zur Entstauung bei begleitenden Ödemen oder medizinischen Kompressionsstrümpfen (MKS) sowie Venenoperationen.

Laut der neuen S2k-Leitlinie Diagnostik und Therapie des Ulcus cruris venosum3 liegt bei einem Ulcus cruris venosum häufig eine arterielle Begleiterkrankung (Durchblutungsstörung) vor. Dies hat Konsequenzen für die medizinische Kompressionstherapie, vor allem in Bezug auf die Wahl der Kompressionsmaterialien und den Kompressionsdruck. Die Autor:innen der Leitlinie empfehlen auf weniger elastische beziehungsweise unelastische Materialien zurückzugreifen und gegebenenfalls den Kompressionsdruck zu reduzieren.3

Das medi Therapiekonzept zur Behandlung offener Wunden basiert auf den deutschen Leitlinien zur Behandlung des Ulcus cruris venosum3 sowie zur „Medizinischen Kompressionstherapie“4: Effektive Produkte sind auf die einzelnen Phasen der Therapie abgestimmt und berücksichtigen ebenfalls die Anforderungen einer begleitenden Durchblutungsstörung – für eine sichere Therapie. Siehe weiter unten.

Für Ärzt:innen: Entstauung, Erhaltung, Rezidivprophylaxe

Hier finden Sie alle Infos zur leitliniengerechten Versorgung3 des Ulcus cruris venosum auf Basis der Kompressionstherapie: Kompression unterstützt den venösen Blutrückfluss, mindert die Druck- und Volumenüberlastung im Beinvenensystem und lindert Schmerzen.5,6

Dauer der Abheilung: Viele Faktoren sind entscheidend

Erfolgt die Behandlung gemäß den Therapieleitlinien, sind die Abheilungsaussichten für ein offenes Bein gut. Die Dauer der Abheilung hängt zusätzlich zu einer leitliniengerechten Therapie von unterschiedlichen Faktoren ab, beispielsweise vom Alter der Patient:innen, möglichen Begleiterkrankungen sowie von der Lage und Größe der Wunde.

Doch: Obwohl die Leitlinie3,4 die Kompressionsbehandlung vorsieht, tragen 84 Prozent der Betroffenen während der ausgeprägten Wundphase keine Kompression. Trotz der belegten Wirksamkeit besteht bis heute also eine Unter- oder auch Fehlversorgung des offenen Beins mit Blick auf die medizinische Kompression.1

Nach dem Abheilen des Ulcus cruris venosum sollten weiterhin regelmäßige ärztliche Kontrolluntersuchungen und Maßnahmen erfolgen, damit das offene Bein nicht wieder auftritt. Dazu zählt die Therapie mit medizinischen Kompressionsstrümpfen.

Welche:r Ärzt:in behandelt ein offenes Bein?

Jeder Mensch mit einem offenen Bein sollte sich unverzüglich in ärztliche Behandlung begeben, beispielsweise in eine hausärztliche Praxis. Dort erfahren Betroffene, wo sie Spezialist:innen für offene Beine finden:

  • Fachärzt:innen wie Phlebolog:innen (Venenspezialist:innen), Angiolog:innen (Gefäßärzt:innen), Dermatolog:innen (Hautärzt:innen), Diabetolog:innen (Fachärzt:innen, die sich mit der Behandlung der Blutzuckerkrankheit beschäftigen), sind die richtige Adresse für Betroffene mit einem offenen Bein. Sie arbeiten als niedergelassene Ärzt:innen, in Krankenhäusern und in Spezialkliniken.
  • Zertifizierte Wundberater:innen oder Wundmanager:innen sind examinierte Pflegekräfte mit einer Zusatzausbildung. Sie kooperieren eng mit Ärzt:innen und ambulanten Pflegediensten. Therapiehoheit hat allerdings immer ein:e Ärzt:in. Deshalb darf ein:e Wundberater:in nur mit ärztlichem Einverständnis mit eingebunden werden.
  • Ambulante Pflegedienste sind häufig der verlängerte Arm von Hausärzt:innen bei der Versorgung von Patient:innen mit chronischen Wunden. Manche Hausarztpraxen haben Team-Mitglieder mit zusätzlicher Ausbildung in der Wundversorgung.
  • Regionale Wundzentren- oder Ambulanzen in Krankenhäusern und Ambulanzen beschäftigen Expertenteams, die Patient:innen mit chronischen Wunden engagiert und mit großer Erfahrung behandeln. Deutschlandweit gibt es circa 40 Wundnetze. Dort haben Ärzt:innen, Krankenhäuser, Pflegedienste und Homecare-Unternehmen ein interdisziplinäres Angebot für Menschen mit chronischen Wunden eingerichtet.
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Produkte von medi zur Behandlung eines offenen Beins

Effektive. sichere Produkte, abgestimmt auf die einzelnen Phasen der Therapie:

Phase 1 - Entstauung

Initiale Reduktion des Beinödems
Das adaptive Kompressionssystem circaid juxtalite ist eine Alternative zur herkömmlichen Wickelbandagierung in der Entstauungstherapie.

  • circaid juxtalite kann von den Patient:innen nach vorheriger Einweisung durch Fachpersonal einfach an- und abgelegt werden.
  • Dank der ineinandergreifenden Klettbänder ist die Anlage weniger fehleranfällig als Kompressionsbandagierungen..4
  • Die einzelnen Bänder sorgen für einen optimalen Sitz und können jederzeit nachjustiert werden – dies verhindert einen Druckverlust der Versorgung und die Ödemrückbildung wird wirksam gefördert.4
  • Kontrollierbarer Kompressionsdruck dank des integrierten Built-In-Pressure Systems – der erforderliche Kompressionsdruck kann nachweisbar eingestellt und jederzeit nachjustiert werden.
  • Die Möglichkeit den Kompressionsdruck einstellen und nachjustieren zu können, sowie die unelastischen Eigenschaften des Materials sind sehr wichtig bei einer begleitenden Durchblutungsstörung.

Phase 2 - Erhaltung

Damit das offene Bein heilen kann
Nach erfolgter Entstauung des Beins, in der zweiten Phase der Therapie, sollte die zugrundeliegende Erkrankung weiterhin mit Kompression therapiert werden.

  • Mit circaid juxtalite bietet medi ein – auch mit motorischen Einschränkungen – einfach anzulegendes medizinisches Kompressionssystem, welches bis zum Wundverschluss getragen werden kann.
  • Ist das Ödem komplett entstaut, kann auf das Ulkus-Strumpfsystem mediven ulcer kit umgestellt werden. Das Ulkus-Strumpfsystem besteht aus einem Unterziehstrumpf mit 20 mmHg für eine 24-stündige Kompressionstherapie und einem optisch dezenten, rundgestrickten Kompressionsstrumpf mit ebenfalls 20 mmHg zur Verstärkung der Kompression während des Tages.
  • Bei einer begleitenden Durchblutungsstörung kann laut Leitlinie3 der Anpressdruck auf 20 mmHg reduziert werden. Der Unterstrumpf von mediven ulcer kit erfüllt genau diese Anforderung und ist damit auch allein bereits therapeutisch wirksam.

Phase 3 - Prophylaxe

Damit das offene Bein nicht erneut auftritt
Auch nach Wundverschluss besteht bei einem Ulcus cruris venosum weiterhin die Grunderkrankung, die chronisch-venöse Insuffizienz. Um den Therapieerfolg langfristig zu halten, sollte die Therapie auch nach der Wundheilung mit medizinischen Kompressionsstrümpfen fortgesetzt werden.

Bei einer begleitenden Durchblutungsstörung oder auch Diabetes bestehen besondere Anforderungen an den Kompressionsstrumpf. medi bietet hierfür mit dem mediven angio den passenden medizinischen Kompressionsstrumpf.

Bei Patient:innen mit einer zusätzlichen Störung des Lymphgefäßsystems und folglich einer Lymphödemneigung sind flachgestrickte Kompressionsstrümpfe (beispielsweise mediven mondi) die optimale Wahl.

Der:die Ärzt:in stellt die Diagnose und entscheidet über die Therapie. Bei Notwendigkeit kann er:sie Produkte zur Wundtherapie verordnen. Patient:innen werden durch geschultes Personal (beispielsweise in Sanitätshaus, Apotheke, Wundzentrum) beraten. Im Anschluss erhalten die Patient:innen die auf ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnittenen Produkte.

Hier geht's zur unabhängigen Arztsuche der Stiftung Gesundheit.

Quellen und Hinweise:

Sauer K. et al. (2014): Barmer GEK Heil- und Hilfsmittelreport 2014.
Rabe E et al. Bonner Venenstudie der Deutschen Gesellschaft für Phlebologie*. Epidemiologische Untersuchung zur Frage der Häufigkeit und Ausprägung von chronischen Venenkrankheiten in der städtischen und ländlichen Wohnbevölkerung. Phlebologie 2003;32:1-14.
S3-Leitlinie "Diagnostik und Therapie des Ulcus cruris venosum" der Deutschen Gesellschaft für Phlebologie; Stand 2008.
Rabe E et al. S2k-Leitlinie: Medizinische Kompressionstherapie der Extremitäten mit Medizinischem Kompressionsstrumpf (MKS), Phlebologischem Kompressionsverband (PKV) und Medizinischen adaptiven Kompressionssystemen (MAK). Online veröffentlicht unter: https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/037-005 (Letzter Zugriff 13.05.2019).
Dissemond J et al. Kompressionstherapie des Ulcus cruris. Hautarzt 2016;67(4):311–325.
Partsch H, Mortimer P. Compression for leg wounds. Br J Dermatol 2015;173(2):359–369.