Pes anserinus-Syndrom

Sie haben Schmerzen an der Innenseite des Unterschenkels? Dann könnte es sich um das Pes anserinus-Syndrom handeln. Die Ursachen sind unterschiedlich. Erfahren Sie mehr zum Krankheitsbild und den Therapiemöglichkeiten.

Pes anserinus-Syndrom

Was ist ein Pes anserinus-Syndrom?

Das Pes anserinus-Syndrom ist eine Reizung des Sehnenansatzes, die sich durch Schmerzen an der Innenseite des Unterschenkels äußert. Beim Pes Anserinus handelt es sich um den Sehnenansatz dreier Muskeln (M. Semitendinosus, M. Gracilis und M. Sartorius). Dieser befindet sich knapp unter dem Kniegelenk am Schienbein. Weil der dreistrahlige Sehnenansatz an einen Gänsefuß erinnert, erhielt er die Bezeichnung „Pes anserinus“ (lat. Fuß der Gans).

Mehr zur Anatomie des Kniegelenks

Pes anserinus-Syndrom: Ursachen und Risikofaktoren von Schmerzen an der Innenseite des Unterschenkels

Das Pes anserinus-Syndrom tritt vermehrt bei Frauen auf. Das hängt mit der weiblichen Anatomie zusammen, häufig aufgrund von Bein-Fehlstellungen (X-Beine). Vor allem ältere Frauen mit leichtem Übergewicht und gegebenenfalls Begleiterkrankungen (zum Beispiel Gonarthrose) sind besonders anfällig. Des Weiteren tritt das Pes anserinus-Syndrom vor allem auf bei:

  • Patienten mit einer Knieendoprothese (postoperativ)
  • aktiven Menschen und Sportlern (vor allem Langstreckenläufern)

Knieschmerzen seitlich und innen unterhalb des Knies beim Laufen und Beugen: Typische Symptome für das Pes anserinus-Syndrom

Das Pes anserinus-Syndrom bezeichnet einen Schmerzzustand auf der Innenseite des Unterschenkels knapp unterhalb des Kniegelenks. Die Sehne ist gereizt, zusätzlich kann der Schleimbeutel entzündet sein. Der Schmerz verstärkt sich bei Belastung, beispielsweise beim Treppensteigen, in Hockstellung oder nach dem Laufen und Springen. Er lässt im Ruhezustand nach, kehrt jedoch durch erneute Belastung zurück. Die Beschwerden können von wenigen Tagen bis hin zu mehreren Jahren bestehen.

Kann man dem Pes anserinus-Syndrom vorbeugen?

Das Pes anserinus-Syndrom ist eine Überlastungserkrankung. Um die betroffene Region auf zukünftige Belastungen vorzubereiten, ist gezieltes und ausgeglichenes Training sinnvoll.  

Behandlung: Was tun bei einem Pes anserinus-Syndrom?

In der Akut-Phase des Pes anserinus-Syndroms kann eine vollständige Entlastung des Knies notwendig werden. Das bedeutet, vorübergehend auf Sport zu verzichten.

Ein wichtiger Bestandteil bei der Behandlung des Pes anserinus-Syndroms ist allerdings die physiotherapeutische Therapie zur Stärkung und Dehnung der beteiligten Muskeln und Sehnen: Mit gezielten Übungen wird die Beinmuskulatur gekräftigt. Außerdem sind beim Pes anserinus-Syndrom Dehnungsübungen, beispielsweise bei verkürzten Hamstrings (ischiocrurale Muskulatur, Oberschenkelrückseite), von großer Bedeutung. 

Therapiebegleitende Übungen, die die Genesung bei Pes anserinus-Syndrom fördern

Wenn Sie unter dem Pes anserinus-Syndrom leiden, können Sie selbst viel zur Verbesserung Ihrer Knieschmerzen an der Innenseite des Unterschenkels beitragen. Lernen Sie unsere therapiebegleitenden Übungen kennen, die Sie in Absprache mit Ihrem behandelnden Arzt zu Hause durchführen können, beispielsweise zum Aufwärmen, zur Kräftigung der Oberschenkelmuskulatur sowie Dehnübungen: 

Einbeiniges Fahrradfahren

Ziel: Aufwärmen

Ausgangsposition

  • Rückenlage mit Stütz auf Unterarme

Übung

  • rechtes Bein anwinkeln und nach oben ziehen
  • kreisende Bewegungen mit dem rechten Bein (Fahrradfahren in der Luft)
  • Übung mit dem linken Bein wiederholen

Hinweis: Lassen Sie den unteren Rücken auf dem Boden.

Dosierung

  • 3 Sätze, jeweils 20 Sekunden
  • 60 Sekunden Satzpause

Aktivierung der Pes anserinus-Gruppe

Ziel: Kräftigung der Muskelgruppe des Pes anserinus-Ansatzes

Ausgangsposition

  • das Band um das Bein eines Tisches binden
  • mit der Ferse in das Band schlüpfen
  • hüftbreit, aufrecht und versetzt zum Standbein vor den Tisch stellen, bei Unsicherheit am Tisch abstützen
  • das Bein in der Schlaufe leicht anwinkeln

Übung

  • das Bein nach hinten strecken, die Ferse nach oben innen ziehen (in Richtung gegenüberliegender Schulter)

Hinweis: Führen Sie die Übung langsam und kontrolliert aus. Halten Sie den Oberkörper gerade und machen Sie die Bewegung nur aus Hüfte und Knie.

Dosierung

  • 10-15 Wiederholungen

Bridging mit Physioband

Ziel: Kräftigung der hinteren Oberschenkelmuskulatur (Ischios)

Ausgangsposition

  • Physioband zu einer Schlaufe binden und um die Oberschenkel legen, knapp oberhalb der Knie
  • auf den Rücken legen
  • Bein aufstellen – hüftbreit auseinander. Wichtig: Halten Sie etwas Spannung auf dem Band.

Übung

  • das Becken in eine Brücke heben, die Knie bleiben hüftbreit auseinander
  • Becken langsam wieder zum Boden senken und Spannung auf dem Band halten

Hinweis: Führen Sie die Übung langsam und kontrolliert aus.

Dosierung

  • 10-15 Wiederholungen

Kniebeuge mit Physioband

Ziel: Kräftigung der vorderen Oberschenkelmuskulatur (Quadrizeps)

Ausgangsposition

  • Physioband zu einer Schlaufe binden und um die Oberschenkel legen, knapp oberhalb der Knie
  • hüftbreiter Stand

Übung

  • Gesäß nach hinten schieben und in eine Hocke gehen
  • dabei die Knie gegen den Widerstand des Physiobandes auseinanderschieben
  • Gewicht auf den Fersen halten, Oberkörper aufrecht
  • zurück in die Ausgangsposition

Hinweis: Führen Sie die Übung langsam und kontrolliert aus. Achten Sie auf eine gute Rumpfspannung.

Dosierung

  • 3 Sätze, jeweils 15 Wiederholungen

Dehnung im Stand

Ziel: Dehnung der Oberschenkelinnenseite (Adduktoren)

Ausgangsposition

  • breitbeiniger Stand

Übung

  • Gewicht auf eine Seite verlagern und Kniegelenk dieser Seite leicht anwinkeln, das andere Bein strecken

Wichtig: Halten Sie den Oberkörper aufrecht. Führen Sie die Übung für beide Beine nacheinander aus.

Dosierung

  • 3 Sätze, jeweils 45 Sekunden halten
  • 60 Sekunden Satzpause

Dehnung im Sitzen

Ziel: Dehnung der hinteren Oberschenkelmuskulatur (Ischios)

Ausgangsposition

  • auf den Boden setzen
  • ein Bein nach vorne ausstrecken, das zweite Winkeln Sie das Bein so an, dass die Fußsohle die Innenseite des anderen Oberschenkels berührt.

Übung

  • nun den Oberkörper in Richtung des gestreckten Beins bewegen
  • Übung zuerst mit dem einen, dann mit dem anderen Bein ausführen

Dosierung

  • 3 Sätze, jeweils 45 Sekunden halten
  • 60 Sekunden Satzpause

Infomaterial zum Download:

Welcher Arzt behandelt das Pes anserinus-Syndrom?

Erster Ansprechpartner ist Ihr Hausarzt. Er wird Sie gegebenenfalls an einen Facharzt weiterverweisen, zum Beispiel an einen Orthopäden oder Sportmediziner.

Knieorthese Genumedi® PA und weitere Produkte von medi bei Pes anserinus-Syndrom

Die Orthese Genumedi PA wurde speziell entwickelt, um die Therapie beim Pes anserinus-Syndrom zu unterstützen. Sie stimuliert und entlastet den betroffenen Sehnenansatz. Dank einer speziellen Sehnenpelotte kann sie Schmerzen lindern und eine sichere Führung der Kniescheibe ermöglichen. 

A: Wiederherstellung des muskulären Gleichgewichts
Eine Pelotte (im Bild links) reduziert die Verspannung im äußeren Anteil der Oberschenkelmuskulatur. Die zweite Pelotte (im Bild rechts) aktiviert den geschwächten inneren Anteil.

B: Stimulation des Pes anserinus durch eine spezielle Sehnenpelotte
Mit Hilfe eines Gurtbands können Sie den Druck auf die Sehne individuell einstellen.

C: Sichere Führung der Kniescheibe

Darüber hinaus kann bei der Behandlung von X-Beinen beispielsweise die Orthese M.4s OA zum Einsatz kommen. Liegt eine Fußfehlstellung vor, kann der behandelnde Arzt eine entsprechende Einlagen-Versorgung empfehlen, zum Beispiel die igli Active Light beim Knick-Senk-Fuß. 

 

Der Arzt stellt die Diagnose und entscheidet über die Therapie. Bei Notwendigkeit kann er eine Orthese verordnen. Im medizinischen Fachhandel wird der Patient von geschultem Personal vermessen. Die Orthese wird anschließend individuell auf den Patienten angepasst.

Hier geht's zur unabhängigen Arztsuche der Stiftung Gesundheit.