Kompression bei Komorbiditäten

Die Erkrankungen Diabetes mellitus Typ 2 und die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) haben eines gemeinsam: Die Herausforderungen bestehen im Rahmen der medizinischen Kompressionstherapie peripher – also vom Knöchel bis zu den Zehen. Venenpatienten mit diesen Komorbiditäten haben deshalb spezielle Anforderungen, die der mediven angio* wissenschaftlich nachgewiesen erfüllt.

Kompressionstherapie bei Komorbiditäten

Schnell zum Thema: 

Häufige Komorbiditäten in der Kompressionstherapie bei chronischer Venenerkrankung: Eine Herausforderung für die Füße

Die Bonner Venenstudie zeigt, dass die Wahrscheinlichkeit einer chronischen Venenerkrankung mit dem Alter steigt (98 Prozent der über 60-Jährigen haben Veränderungen am Venensystem).1 Basistherapie ist die medizinische Kompression in Kombination mit Bewegung.

Gleichzeitig steigt mit zunehmendem Alter die Wahrscheinlichkeit für Komorbiditäten wie Diabetes mellitus (mit möglicher Polyneuropathie = PNP) oder pAVK, die periphere arterielle Verschlusskrankheit. Beide Komorbiditäten gelten in der S2k-Leitlinie „Medizinische Kompressionstherapie“ als Risikofaktoren beziehungsweise – in Abhängigkeit ihres Schweregrades – sogar als Kontraindikation für die Kompressionstherapie.2 Daher ist hier besondere Vorsicht geboten.

Kontraindikationen bei bestimmten Komorbiditäten

Bei Diabetes mellitus Typ 2 (circa 20,5 Prozent der über 60-Jährigen3) kann es zu Schädigungen im peripheren Nervensystem kommen: zur diabetischen Polyneuropathie. Diese ist distal betont und führt in strumpfförmiger Ausbreitung zu sensiblen Ausfallerscheinungen. Es kommt unter anderem zu Gefühlsstörungen wie Taubheitsgefühl und zu einer Unempfindlichkeit bei Druck und Schmerz. Patienten können dann Fremdkörper, zum Beispiel ein Steinchen im Schuh oder Falten eines nicht korrekt sitzenden Strumpfes, nicht mehr wahrnehmen. Daher ist hier der perfekte Sitz des medizinischen Kompressionsstrumpfes (MKS) von besonderer Bedeutung. Im Falle eines Diabetischen Fußsyndroms (DFS) mit akuter Läsion / Ulzeration ist eine Kompressionstherapie mit MKS nicht möglich.2

Eine pAVK stellt im fortgeschrittenen Stadium die klassische Kontraindikation für die Kompressionstherapie dar. Druck von außen kann die mangelnde arterielle Durchblutung zusätzlich beeinträchtigen. Jedoch gilt dies explizit für die schwere Ausprägung, zum Beispiel wenn einer der folgenden Parameter zutrifft:2

 

  • ABI < 0,5 (ankle-brachial pressure index, Knöchel-Arm-Index),
  • Knöchelarteriendruck < 60 mmHg,
  • Zehendruck < 30 mmHg oder
  • TcPO2 < 20 mmHg am Fußrücken.

Kompressionstherapie nach Nutzen-Risiko-Analyse auch bei bestimmten Komorbiditäten möglich

Bei einer leichten oder mittelschweren pAVK (ABI < 0,9 und > 0,5) handelt es sich zwar um Risikofaktoren für die Kompressionstherapie – dennoch: Kompression kann durchgeführt werden, wenn der erwartete Nutzen den möglichen Schaden überwiegt (Nutzen-Risiko-Analyse).2 Diese Ausprägung der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (Fontaine Stadium I – II bzw. Rutherford Kategorie 1 – 3) betrifft circa 21 Prozent der über-65-Jährigen.4

Zudem kann es bei einer pAVK durch die Mangelversorgung zu funktionellen und strukturellen Veränderungen des Haut- und Weichteilgewebes kommen: einer Weichteilatrophie. Durch die Rückbildung des Gewebes geht die wichtige Schutz- und Polsterfunktion am Fuß verloren, knöcherne Prominenzen treten vermehrt hervor, was das Risiko für kritische Druckstellen erhöht.

Auch für diese Patienten muss ein medizinischer Kompressionsstrumpf besondere Ansprüche erfüllen. Häufig sind diese beiden Komorbiditäten – Diabetes mellitus und pAVK – auch vergesellschaftet.

Spezifische Herausforderungen bei Patienten mit pAVK und / oder Diabetes mellitus:

  • allgemeine Gewebeatrophie
  • trophische Störungen der Haut
  • sandpapierartige Hyperkeratosen
  • trophisches Ödem
  • Hyperkeratosen an druckexponierten Stellen
  • trockene Haut

Besondere Anforderungen an die medizinische Kompressionstherapie bei Komorbiditäten

Das internationale Konsensus-Dokument zu Risiken und Kontraindikationen in der medizinischen Kompressionstherapie bestätigt die Notwendigkeit spezifischer Eigenschaften des Kompressionsmaterials bei Venenpatienten mit gleichzeitig bestehender pAVK und / oder Diabetes mellitus.5

Ergänzende Empfehlungen für den Versorgungsalltag aus der S2k-Leitlinie zur Medizinischen Kompressionstherapie sowie dem International Consensus Paper „Risks and contraindications of medical compression treatment“2, 5

  • Es wird empfohlen, jeden Patienten, der medizinische Kompressionstherapie erhält, vorab auf das Vorliegen möglicher Risikofaktoren zu screenen. Hierzu zählen unter anderem die fortgeschrittene pAVK und die fortgeschrittene Mikroangiopathie, häufig vorliegend im Rahmen eines Diabetes mellitus. (consensus paper, recommendation 1, höchster Empfehlungsgrad „recommended“)
  • Bei Patienten mit Polyneuropathie bzw. Sensibilitätsverlust etwa in Folge einer diabetischen Neuropathie werden besondere Vorsichtsmaßnahmen vorgeschlagen. Hierzu zählen das Abpolstern knöchern prominenter Strukturen, die Überprüfung der Passform, die Wahl einer niedrigen KKL und engmaschige Kontrollen. (consensus paper, recommendation 10, hoher Empfehlungsgrad „suggested“)
  • Bei jedem Patienten mit einem ABPI (ankle-brachial pressure index) < 0,9 soll der Effekt der medizinischen Kompressionstherapie engmaschig kontrolliert werden. (consensus paper, recommendation 14, höchster Empfehlungsgrad „should“)
  • Die fortgeschrittene pAVK soll als Kontraindikation berücksichtigt werden, wenn einer dieser Parameter zutrifft: ABPI < 0,5, Knöchelarteriendruck < 60 mmHg, Zehendruck < 30 mmHg oder TcPO2 < 20 mmHg Fußrücken. (consensus paper, recommendation 12&13 und S2k-Leitlinie Empfehlung 31, höchster Empfehlungsgrad „soll“)
  • Schwere Sensibilitätsstörungen der Extremität und die fortgeschrittene periphere Neuropathie (z. B. bei Diabetes mellitus) sollen als Risiken entsprechend berücksichtigt werden. (S2k-Leitlinie Empfehlung 32, höchster Empfehlungsgrad „soll“)
  • „Zur Vermeidung von Nebenwirkungen und Risiken der Kompressionstherapie sollen die Regeln der sachgerechten Durchführung beachtet werden. Dazu gehören die Abpolsterung von druckgefährdeten Bereichen und die regelmäßige Hautpflege (S2k-Leitlinie Empfehlung 33 – höchster Evidenzgrad „soll“)“.

Studie belegt: mediven angio* erfüllt diese spezifischen Anforderungen an einen medizinischen Kompressionsstrumpf

Eine wissenschaftliche Studie bestätigt, dass Kompressionstherapie mit medizinischen Kompressionsstrümpfen bei diesen Patienten möglich und sicher ist.6

  • Die Anwendung des medizinischen Kompressionsstrumpfes mediven angio* erweist sich sowohl für Kompressionsklasse 1 als auch 2 als sinnvoll und sicher. Beide Kompressionsklassen werden gut toleriert.
  • Die Mikrozirkulation zeigt sich unter den beiden Kompressionsklassen sowie in allen physiologischen Körperpositionen stabil und ist mit den Werten der gesunden Probanden vergleichbar.
  • Im Therapieverlauf sollte eine engmaschige medizinische Begleitung erfolgen, sodass die Patienten bestmöglich von einer medizinischen Kompressionstherapie profitieren.

Mit mediven angio ist nun ein einzigartiger medizinischer Kompressionsstrumpf verfügbar, der exakt für die speziellen Anforderungen dieser Patienten entwickelt wurde – mit besonderem Augenmerk auf diese Herausforderungen, vor allem im sensiblen Fußbereich:

Feste Rippenstruktur: Ideales Verhältnis zwischen Ruhe- und Arbeitsdruck

  • Optimierte Kompressionswirkung auf das venöse System bei gleichzeitiger Beachtung des arteriellen Gefäßstatus und / oder fehlender Druck- und Schmerzempfindlichkeit

Merino-Plüsch im gesamten Fußbereich: Einzigartige Polsterung von Zehenspitze bis einschließlich Malleolengabel

  • Verminderung von Druckspitzen und
  • Vermeidung von Läsionen an knöchernen Prädilektionsstellen (beispielsweise an Knöchel, Metatarsalköpfchen)

Extra lange, flache Naht: Abschluss der Naht proximal der Zehengrundgelenke I und V

  • Verminderung von Druckspitzen und
  • Vermeidung akraler Läsionen

Diese klinische Studie untersuchte die Sicherheit von Patienten mit chronischen Venenerkrankungen und leichter bis mittelschwerer pAVK und / oder Diabetes mellitus in der Kompressionstherapie mit mediven angio*. Die wissenschaftliche Studie belegt Folgendes für die Kompressionsklassen 1 und 2:6

  • stabile Mikrozirkulation
  • keine Hautläsionen
  • keine Schnürfurchen
  • keine Druckstellen
  • hoher Tragekomfort

Sichere und patientenindividuelle Kompressionstherapie: die medi Verordnungsampel

mediven angio Versorgungsampel
  1. Ohne Begleiterkrankung

    Chronische Venenerkrankung (CEAP C0s – C5) ohne Begleiterkrankung: ca. 98 % der über 60-Jährigen1

    • Kompressionstherapie mit mediven Rundstrick (zum Beispiel mediven plus)
    • Patientenindividuell und budgetneutral.

    Erfahren Sie mehr.

  2. Leichte bis mittelschwere pAVK / Diabetes mellitus Typ 2 / diabetische PNP

    Chronische Venenerkrankung (CEAP C0s – C5) und leichte bis mittelschwere pAVK: ca. 21 % der über 65-Jährigen4

    Chronische Venenerkrankung (CEAP C0s – C5) und Diabetes mellitus Typ 2 / diabetische PNP: ca. 20,5 % der über 60-Jährigen3

    • Kompressionstherapie mit mediven angio
    • Sicher und budgetneutral

    Erfahren Sie mehr.

  3. Fortgeschrittene pAVK / Diabetisches Fußsyndrom (DFS)

    Chronische Venenerkrankung und fortgeschrittene pAVK

    • Kontraindikation für Kompressionstherapie

    Chronische Venenerkrankung und Diabetisches Fußsyndrom (DFS)

    • keine Versorgung mit medizinischen Kompressionsstrümpfen


Quellen und Hinweise:

Rabe E et al. Bonner Venenstudie der Deutschen Gesellschaft für Phlebologie. Phlebologie 2003;32:1–14.

Rabe E et al. S2k Leitlinie: Medizinische Kompressionstherapie der Extremitäten mit Medizinischem Kompressionsstrumpf (MKS), Phlebologischem Kompressionsverband (PKV) und Medizinischen adaptiven Kompressionssystemen (MAK). Online veröffentlicht unter: www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/037-005.html (Letzter Zugriff 08.09.2021).

Bericht der nationalen Diabetes-Surveillance 2019. Diabetes in Deutschland. Robert Koch-Institut.

Lawall H et al. S3-Leitlinie zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit. Online veröffentlicht unter: www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/065-003.html (Letzter Zugriff 08.09.2021)

Rabe E et al. Risks and contraindications of medical compression treatment - A critical reappraisal. An international consensus statement. Phlebology 2020;35(7):447–460.

Rother U et al. Safety of medical compression stockings in patients with diabetes mellitus or peripheral arterial disease. BMJ Open Diab Res Care 2020;8:e001316. 


* Zweckbestimmung: mediven angio

Rundgestrickter medizinischer Kompressionsstrumpf zur Kompression der unteren Extremitäten, hauptsächlich bei der Behandlung von Erkrankungen des Venensystems.