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1. Oberhofer Fußsymposium: Aktuelle Einblicke zur Behandlung des Rückfußes

Interdisziplinärer Austausch für eine verbesserte Therapie

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Unter dem Motto „Der Rückfuß aus operativer und konservativer Sicht“ fand vom 17. bis 18. November 2023 das 1. Oberhofer Fußsymposium statt. Expert:innen aus unterschiedlichen medizinischen Fachrichtungen vermittelten dabei neue, spannende Einblicke zur Behandlung des Rückfußes. Das Ziel: über einen interdisziplinären Ansatz die Patientenversorgung zu verbessern. Eingeladen zum ersten Fußsymposium hat der Medizinprodukte-Hersteller medi unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Kiriakos Daniilidis (Orthopädie Traumatologie Centrum Regensburg) und Prof. Dr. Hans Polzer (Klinikum der Universität München / Muskuloskelettales Universitätszentrum München).

Das 1. Oberhofer Fußsymposium zum Thema „Der Rückfuß aus operativer und konservativer Sicht“ war ein voller Erfolg. An zwei Veranstaltungstagen wurden aus wissenschaftlicher und praxisorientierter Sicht die neuesten klinischen Behandlungsmethoden sowie unterschiedlichen Versorgungswege dargestellt: Wann macht eine Operation Sinn? Und was kann mit technischen Hilfsmitteln und physiotherapeutischen Maßnahmen erreicht werden? Ziel der Veranstaltung war, die Patientenversorgung über einen interdisziplinären Versorgungsansatz zu verbessern. Dazu gehört die tägliche Zusammenarbeit zwischen den interdisziplinären Fachbereichen Podologie, Physiotherapie, Orthopädieschuhtechnik, Orthopädie und Allgemeinmedizin.

Prof. Dr. Hans Polzer, Facharzt für Orthopädie, Standortleiter Innenstadt, Leiter Fuß und Sprunggelenk, MUM – Muskuloskelettales Universitätszentrum München (Teil der LMU) und wissenschaftlicher Leiter der Veranstaltung erklärt: „Das Fußsymposium ist ein kleines, intimes Format und nicht mit einem Kongress vergleichbar. Wir wollten auf Aspekte eingehen, die sowohl die Ärzteschaft anspricht als auch die Physiotherapie oder Orthopädietechnik. Wichtig war für uns, einen Dialog zwischen den unterschiedlichen Berufsgruppen zu initiieren. Denn nur durch den Austausch und das reibungslose Zusammenspiel von unterschiedlichen Fachdisziplinen können wir unsere Patient:innen bestmöglich versorgen.“

Dr. med. Jens Tokar, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie und Teilnehmer der Veranstaltung, ergänzt: „Leider gibt es in Deutschland im Bereich Fußversorgung immer noch zu wenige Spezialist:innen für eine flächendeckende Versorgung. Deswegen freut es mich umso mehr, wie viele Expert:innen wir aus den verschiedenen Bereichen Deutschlands hier in Oberhof zusammenbringen konnten. Das Fußsymposium trägt dazu bei, dass mehr Ärzt:innen kranke Füße innovativer und nach neuen Standards behandeln. Schließlich halten die Füße große Lasten aus und tragen uns durchs Leben.“ Teilgenommen an der Veranstaltung haben rund 80 Mediziner:innen, Physiotherapeut:innen und Fachkräfte aus dem Sanitätshaus.

Aktuelles zur Diagnostik und Therapie des Pes planovalgus

Den Auftakt der Veranstaltung bildeten Vorträge zum kindlichen Pes planovalgus (Knick-Senkfuß). Andreas Lieschke, Physiotherapeut aus Regensburg, erklärte, dass der kindliche Fuß in seiner natürlichen Reifung verschiedene Stadien durchläuft und ein gewisses Maß an Knickfüßen bis zum Alter von sechs Jahren normal sei: „Kleinkinder haben platte Füße, aber keinen Plattfuß.“ In vielen Fällen korrigiert sich dieser Zustand selbst, daher sollte nicht zu früh interveniert werden, zum Beispiel mit Einlagen, Tape oder Physiotherapie. Ab dem schulpflichtigen Alter ändere sich das. Dann kann bei Kindern auch das Trainieren der intrinsischen Muskulatur sinnvoll sein. Darüber hinaus ist es zielführend, barfuß zu gehen, flexible Schuhe zu tragen und sich allgemein viel zu bewegen – Übergewicht sollte vermieden werden.

In seinem Fachvortrag befasste sich Andreas Lieschke ebenfalls mit konservativen Therapieansätzen für den schmerzhaften Knick-Senkfuß bei Erwachsenen. Optimale Wirkung erzielt dabei die Kombination von orthopädischen Einlagen und Physiotherapie. Anhand von Videos veranschaulichte er, welche Übungen zum Trainieren der Steigbügel-Muskulatur geeignet sind. Denn: Bleibt die Fußfehlstellung unbehandelt oder wird nicht ausreichend therapiert, drohen Haltungsschäden und Arthrose.

Der Goldstandard in der Behandlung bei Sprunggelenkarthrose

Prof. Dr. Hans Polzer, Facharzt für Orthopädie, Standortleiter Innenstadt, Leiter Fuß und Sprunggelenk, MUM – Muskuloskelettales Universitätszentrum München (Teil der LMU), referierte zum Thema „Arthrodese des Sprunggelenkes“. Eine Arthrodese ist eine operative Gelenkversteifung und wird bei einer fortgeschrittenen Arthrose des Sprunggelenkes empfohlen. Das versteifte Gelenk ist dadurch belastbar und – im Idealfall – schmerzfrei. In seinem Vortrag hob Hans Polzer die Bedeutung der optimalen Positionierung der Arthrodese hervor. „Diese ist essenziell, um ein gutes Ergebnis zu erreichen“, so der Facharzt. Wenn möglich, sollte der Eingriff minimalinvasiv durchgeführt werden, da dadurch Komplikationen reduziert werden können und tendenziell ein besseres Ergebnis erreicht werden kann. Darüber hinaus stellte er klar, dass es keinen eindeutigen Beleg für einen Zusammenhang zwischen der Arthrodese und einer Anschluss-Arthrose gibt. Eine Arthrodese führe aber reproduzierbar zur Schmerz-Reduktion und verbessere das Gangbild nachhaltig.

Korrektur der Klumpfüße nach Ponseti

In ihrem Workshop demonstrierte Dr. Ute Brückner, Fachärztin und Oberärztin Orthopädie, Universitäts-Kinderspital beider Basel (Schweiz), die Ponseti-Methode bei Kindern mit Klumpfuß. Diese Behandlung umfasst eine Gipsredression, eine Achillessehnen-Tenotomie (Durchtrennung der Achillessehne), die mehrjährige Behandlung mit der Fuß-Abduktionsschiene und Langzeit-Kontrollen zum Rezidiv. Ute Brückner hob hervor, dass sich diese Methode als sanfte Methode zur Behandlung von Klumpfüßen bewährt hat. Darüber hinaus erziele die Ponseti-Methode eine bessere Beweglichkeit des Sprunggelenks und verringere die Indikationen für weitere Operationen.

Yvonne Ahner, Physiotherapeutin aus Bamberg, war vom praktischen Nutzen des Workshops begeistert: „Dr. Brückner hat sehr anschaulich vermittelt, wie die einzelnen Handgriffe bei der Gipsredression erfolgen müssen. Ihr Beitrag zum Klumpfuß war für mich das Highlight des Fußsymposiums, da ich Patient:innen mit angeborenen Fußdeformitäten behandle. Nur durch kontinuierlichen fachlichen Austausch gelingt es, diese effektiv zu behandeln und Folgeschäden zu vermeiden.“

Bedeutung der manuellen Diagnostik

Dr. Stephan Biesenbach, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, ärztliche Leitung, Medifit GmbH, Schwelm, brachte den Teilnehmer:innen die manuelle Diagnostik am Beispiel des juvenilen Rückfußes näher. „In einer Zeit, in der den Möglichkeiten technischer Diagnostik starkes Vertrauen entgegengebracht wird, verliert die Diagnostik und Therapie mit der Hand immer mehr an Bedeutung. Gewebsreaktionen wie Temperaturveränderungen, Gewebespannung und Trophik der Haut sind für bildgebende Verfahren nicht erkennbar. Erst der manuelle Untersuchungsbefund ermöglicht eine vollständige Bewertung von Anamnese und Befunden. Deshalb ist es mir ein Anliegen, Untersuchungsmöglichkeiten aufzuzeigen und die Scheu vor der Komplexität der Fußanatomie zu nehmen.“

Standardisierter Versorgungsweg für eine bessere Versorgung

Am zweiten Tag des Symposiums erläuterte Tino Sprekelmeyer, Orthopädieschuhmachermeister aus Osnabrück, einen standardisierten Versorgungsprozess von der Verordnung bis zur finalen Schuheinlage. Er erklärte, welche Patienteninformationen für die Versorgung wichtig sind, und stellte seinen Befundbogen vor. Wie in allen anderen Fachrichtungen ist die Anamnese auch in der Orthopädie-Schuhtechnik essenziell für das Erstellen eines passenden, individuellen Therapieplans: Neben einem ausführlichen Gespräch sollte immer die Beweglichkeit der Füße sowie die Fußfehlform überprüft und die Beschwerden der Patient:innen erhoben werden. Hierzu stellte Tino Sprekelmeyer verschiedene spezifische Tests vor wie den Single-Heel-Rise-Test, der Rückschlüsse auf den Zustand der Tibialis-posterior-Sehne ermöglicht. Zusätzlich ging er auf unterschiedliche Abdruckverfahren ein wie den Blau- und Schaumabdruck. Auch die Vorteile einer Gangbild- und Statik-Überprüfung betonte der erfahrene Orthopädieschuhmachermeister – durch den Einsatz von Messsystemen sei die Versorgung mit Einlagen optimierbar. Wichtig: die Versorgungsziele zu definieren und einzuhalten – und die passende Einlage dazu auszuwählen. Nach der Anprobe und Passformkontrolle müsse immer überprüft werden, ob das Versorgungsziel erreicht wurde. Daher empfiehlt Tino Sprekelmeyer nach der Abgabe der Einlage eine Nachkontrolle, um eventuelle Anpassungen vorzunehmen. Durch einen geregelten, standardisierten Versorgungsprozess kann die Versorgungsqualität verbessert und gesichert werden, so der Fachmann.

Resümee

Die Behandlung und Versorgung von Patient:innen erfordert die interdisziplinäre Zusammenarbeit und Vernetzung aller im Gesundheitswesen. Durch den persönlichen Kontakt bei Veranstaltungen wie dem 1. Oberhofer Fußsymposium und das Lernen voneinander wird zweierlei erreicht: Erstens steigt die Anerkennung anderer Professionen. Zweitens wird das gemeinsame Ziel gestärkt, die Gesundheitsversorgung zu verbessern. „Es braucht Veranstaltungen wie diese, bei dem aktuelle Entwicklungen aus den verschiedenen Fachbereichen vorgestellt werden und die Möglichkeit geboten ist, voneinander zu lernen“, ist Dr. Stephan Biesenbach überzeugt. „Als Teilnehmer habe ich zum Beispiel meine Einstellung zu bestimmten Operationsverfahren auf den Prüfstand stellen können. Darüber hinaus nehme ich starke Impulse sowie Best-Practice-Beispiele in meinen Praxisalltag mit.“

Prof. Dr. Kiriakos Daniilidis, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, leitender Arzt MVZ, OTC Regensburg und wissenschaftlicher Leiter des Fußsymposiums, fasst zusammen: „Es ist unerlässlich, die verschiedenen Berufsgruppen immer wieder zusammenzubringen, die bei der Versorgung von Patient:innen eine Rolle spielen. Wir müssen alle mehr miteinander reden und uns austauschen – das hat diese interdisziplinäre Veranstaltung ganz klar gezeigt.“

Zwecksetzung bow®: medi Einlagenrohlinge zur Abgabe an die versorgenden Fachkreise für die Erstellung von Sonderanfertigungen zur indikationsgerechten Versorgung von Fußdeformitäten.

medi – ich fühl mich besser. Für das Unternehmen medi leisten am Standort Bayreuth rund 1.800 Mitarbeitende (weltweit rund 3.000) einen maßgeblichen Beitrag, dass Menschen sich besser fühlen. Das Ziel ist es, Anwender:innen und Patient:innen maximale Therapieerfolge im medizinischen Bereich (medi Medical) und darüber hinaus ein einzigartiges Körpergefühl im Sport- und Fashion-Segment (CEP und ITEM m6) zu ermöglichen. Die Leistungspalette von medi Medical umfasst medizinische Kompressionsstrümpfe, adaptive Kompressionsversorgungen, Bandagen, Orthesen, Thromboseprophylaxestrümpfe, Kompressionsbekleidung, orthopädische Einlagen und digitale Gesundheitslösungen. Zudem fließt die langjährige Erfahrung im Bereich der Kompressionstechnologie auch in die Entwicklung von Sport- und Fashion-Produkten mit ein. Der Grundstein für das international erfolgreiche Unternehmen wurde 1951 in Bayreuth gelegt. Heute liefert medi mit einem Netzwerk aus Distributoren sowie eigenen Niederlassungen in über 90 Länder der Welt. www.medi.de, www.item-m6.com, www.cepsports.com

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