Medizinisch-wissenschaftliche Informationen zum patellofemoralen Schmerzsyndrom

Knieorthesen können zu einer unmittelbaren Schmerzreduktion und verbesserter Muskelaktivierung führen.

Medizinisch-wissenschaftliche Informationen zum patellofemoralen Schmerzsyndrom

Patellofemorales Schmerzsyndrom – Epidemiologie, Ätiologie und Grundprinzipien der Behandlung

Das patellofemorale Schmerzsyndrom (PFSS) zählt zu den häufigsten Formen des vorderen Knieschmerzes und kann bei Personen unterschiedlicher Aktivitäts- und Altersklassen auftreten. So leiden etwa 10 Prozent der Wehrdienstleistenden mindestens einmal an patellofemoralem Schmerz und etwa 20 Prozent der Allgemeinbevölkerung hatten patellofemorale Kniebeschwerden innerhalb eines Jahres. Außerdem sind fast 30 Prozent der weiblichen Heranwachsenden betroffen.1 Meist ist die Entstehung der Knieschmerzen auf eine biomechanische Fehlstellung zurückzuführen, insbesondere eine mediolaterale Fehlführung der Patella aufgrund ungleichmäßiger muskulärer Krafteinwirkungen und damit einhergehender Überlastung kniegelenkumgebender Strukturen. Folglich muss das Ziel von Therapiemaßnahmen sein, die Gelenkmechanik und -funktion so zu verbessern, sodass die Schmerzen reduziert werden.2

Im Zuge ihrer Leitlinie zum konservativen Behandlungsmanagement von patellofemoralen Beschwerden postulierten Barton et al. (2015) vier übergreifende Grundprinzipien für eine effektive Behandlung vorderer Knieschmerzen:3

 

  1. Das patellofemorale Schmerzsyndrom ist eine multifaktorielle Bedingung, die eines individuell angepassten multimodalen Behandlungsansatzes bedarf.
  2. Sofortige Schmerzlinderung sollte Priorität haben, um das Vertrauen der Betroffenen zu gewinnen.
  3. Die Ermächtigung der Patient:innen durch die Betonung aktiver statt passiver Interventionen ist wichtig.
  4. Gute Patientenerziehung und Modifikationen in den Aktivitäten sind essenziell.

Sisk und Fredericson (2020) sehen Knieorthesen – zum Beispiel die Genumedi PT – als wichtigen Teil des konservativen Behandlungsplans beim patellofemoralen Schmerzsyndrom, da sie dazu beitragen können, die Patellaführung zu korrigieren.2 Während Draper et al. (2009) zeigen konnten, dass sowohl Knieorthesen als auch Kniebandagen die übermäßige laterale Translation der Patella bei Patientinnen mit patellofemoralem Schmerzsyndrom reduzieren können, berichteten Warden et al. (2008) bereits ein Jahr früher in einem systematischen Review mit Meta-Analyse über eine signifikante Schmerzreduktion durch das Tragen von Knieorthesen, welche die Patella nach medial führen, verglichen mit dem Tragen keiner Orthese.4, 5 Eine aktuelle randomisierte kontrollierte Studie befasste sich mit dem unmittelbaren Einfluss einer spezifischen Knieorthese (Genumedi PT) auf Schmerzen, neuromuskuläre Aktivität und Kniegelenkskinematik bei Personen mit patellofemoralem Schmerzsyndrom.6

Nähere Informationen zu dieser klinischen Studie und das dazugehörige Scientific Summary finden Sie unter den jeweiligen Reitern.

Klinische Studien

Genumedi PT* – unmittelbare Schmerzreduktion, angepasste Muskelaktivierung und geänderte Kniegelenkkinematik durch das Tragen einer Knieorthese

In ihrer randomisierten kontrollierten Studie untersuchten Kölle et al. (2020) den Einfluss einer Knieorthese (Genumedi PT) auf Schmerzen, neuromuskuläre Aktivität und Kniegelenkskinematik bei 50 Patientinnen und Patienten mit patellofemoralem Schmerzsyndrom während unterschiedlicher Aktivitäten des täglichen Lebens.

Im Rahmen der Untersuchung wurden die Studienteilnehmenden gebeten, Treppen auf- und abzusteigen, aus einem Stuhl aufzustehen und sich wieder hinzusetzen, zu hüpfen und auf einem Laufband zu gehen.
Während dieser Aktivitäten wurden die neuromuskulären Aktivitäten des M. vastus medialis und des M. vastus lateralis mittels EMG sowie die Kniegelenkswinkel in der Sagittalebene mittels Goniometer erfasst. Darüber hinaus erfolgte eine Abfrage der subjektiven Schmerzwahrnehmung der Patient:innen nach jeder Aktivität.
Alle Aktivitäten wurden einmal mit und einmal ohne Knieorthese ausgeführt.

Das Tragen der Orthese führte zu folgenden Ergebnissen:

Schmerzreduktion

  • 33 bis 56 Prozent weniger Schmerzen bei der Durchführung aller Aktivitäten
  • 61 Prozent weniger Schmerzen unter allen Studienteilnehmenden, die vor der Studie ein mindestens leichtes Schmerzniveau aufwiesen

Verbesserte neuromuskuläre Aktivität

  • Reduktion der Unterschiede in der zeitlichen Aktivierung des M. vastus lateralis und M. vastus medialis
  • Signifikant frühere M. vastus medialis-Aktivierung bei den Patient:innen, deren M. vastus medialis später als der M. vastus lateralis aktiviert wird
  • Reduzierte Aktivierung des M. vastus lateralis verglichen mit dem M. vastus medialis

Insgesamt kommen die Autor:innen zu der Schlussfolgerung, dass durch das Tragen der Genumedi PT von Personen mit patellofemoralem Schmerzsyndrom die Schmerzen unmittelbar und signifikant reduziert werden können und ein Ungleichgewicht zwischen den zwei wichtigen Kniegelenksextensoren und Patellastabilisatoren M. vastus medialis und M. vastus lateralis relativiert werden kann.

Scientific Summaries

Scientific Summary – Aktuelles aus der Wissenschaft zur Indikation patellofemorales Schmerzsyndrom

Die Scientific Summaries geben Ihnen übersichtlich, kurz und kompakt einen Überblick zu

  • den aktuellen Ergebnissen aus klinischen Studien,
  • Leitlinienempfehlungen oder
  • sonstigen wissenschaftlichen Veröffentlichungen.

Laden Sie sich die Zusammenfassung hier herunter:

Quellen und Hinweise:

1 Smith BE et al. Incidence and prevalence of patellofemoral pain: A systematic review and meta-analysis. PLoS One 2018;13(1):e0190892.

2 Sisk D, Fredericson M. Taping, Bracing, and Injection Treatment for Patellofemoral Pain and Patellar Tendinopathy. Curr Rev Musculoskelet Med. 2020;13(4):537-544.

3 Barton CJ et al. The ‚Best Practice Guide to Conservative Management of Patellofemoral Pain’: incorporating level 1 evidence with expert clinical reasoning. Br J Sports Med 2015;49:923-934.

4 Draper et al. Using Real-Time MRI to Quantify Altered Joint Kinematics in Subjects with Patellofemoral Pain and to Evaluate the Effects of a Patellar Brace or Sleeve on Joint Motion. J Orthop Res. 2009;27(5):571-577.

5 Warden et al. Patellar Taping and Bracing for the Treatment of Chronic Knee Pain: A Systematic Review and Meta-Analysis. Arthritis Rheum. 2008;59(1):73-83.

6 Kölle T et al. Immediate effects of an elastic patellar brace on pain, neuromuscular activity and knee kinematics in subjects with patellofemoral pain. Arch of Orthop Trauma Surg. 2020;140(7):905-912.


* Zweckbestimmung:

Genumedi PT ist eine Orthese zur Beeinflussung des Patellagleitweges