Manuelle Lymphdrainage (MLD)

Praktische Hilfe für Ödempatienten: In guten Händen bei der manuellen Lymphdrainage

Manuelle Lymphdrainage zur Aktivierung des Lymphabflusses

Manuelle Lymphdrainage – was ist das?

Die Lymphdrainage ist eine spezielle Art der medizinischen Massage. Dabei wird der Transport der Lymphflüssigkeit in den Lymphgefäßen durch sanfte Grifftechniken angeregt.

Sie ist ein Baustein der Komplexen Physikalischen Entstauungstherapie (KPE) zur Behandlung von Lymph- und Lipödem-Patienten. Sie wird auch nach schweren orthopädischen Verletzungen oder Operationen angewendet, um Symptome wie Schwellungen und Schmerzen zu reduzieren.

Beine und Arme: Häufigste Anwendungsgebiete der Lymphdrainage

In erster Linie bewirkt die manuelle Lymphdrainage die Entstauung des Gewebes und die Beschleunigung des Lymphflusses. Am häufigsten betroffen sind Arme oder Beine. Allerdings können auch der Rumpf, der Hals-Kopfbereich oder der Genitalbereich von einem Lymphödem betroffen sein.

Die manuelle Lymphdrainage hat weitere positive Effekte: Durch die gleichmäßigen und sanften Bewegungen empfinden Patienten die Behandlung häufig als wohltuend und entspannend.

Manuelle Lymphdrainage zur Entstauung des Gewebes

 

Manuelle Lymphdrainage in der Schwangerschaft

Die manuelle Lymphdrainage ist eine sanfte Behandlungsmethode. Bei medizinischer Notwendigkeit kann sie in der Regel auch während der Schwangerschaft durchgeführt werden. Der Therapeut stimmt die Therapie auf die Schwangerschaft ab und verzichtet auf die tiefe Bauchbehandlung.

Kontraindikationen (Gegenanzeigen) bei manueller Lymphdrainage

Es gibt verschiedene Erkrankungen – beispielsweise Thrombosen oder Herzinsuffizienz – bei denen eine Lymphdrainage nicht oder nur unter bestimmten Vorsichtsmaßnahmen durchgeführt werden darf. Bitte befragen Sie Ihren Arzt, ob bei Ihnen Kontraindikationen für eine manuelle Lymphdrainage vorliegen.

Was kostet die manuelle Lymphdrainage und welcher Arzt verschreibt sie?

Der Arzt, beispielsweise ein Hausarzt, Lymphologe oder Hautarzt, kann aufgrund medizinischer Notwendigkeit ein Rezept für manuelle Lymphdrainage als sogenanntes Heilmittel ausstellen. Die Kosten für die Therapie trägt die Krankenkasse. Der Patient muss lediglich die gesetzliche Zuzahlung leisten. Diese beträgt gemäß § 61 SGB V 10% der Heilmittelkosten sowie 10 Euro je Verordnung.

Weiter zur unabhängigen Arztsuche

Wer führt eine Lymphdrainage durch?

Ein Physiotherapeut mit einer speziellen Zusatzausbildung als Lymphtherapeut oder ein medizinischer Masseur mit entsprechender Zusatzausbildung dürfen eine manuelle Lymphdrainage durchführen.

Was muss ich vor oder nach einer manuellen Lymphdrainage beachten?

  • Die Lymphdrainage regt den Lymphabfluss an und damit die Urinbildung. Deshalb sollten Sie vor der Lymphdrainage die Toilette aufsuchen, um Ihre Blase zu entleeren.
  • Die zu behandelnden Gebiete sollen frei von Kleidung sein. In der Regel werden Hals, Rumpf und die betroffene Extremität behandelt.
  • Um das Ergebnis zu erhalten, muss der Arm oder das Bein nach der MLD bandagiert beziehungsweise mit einem medizinischen Kompressionsstrumpf versorgt werden.
  • Viele Patienten fühlen sich nach einer MLD etwas müde. Ruhen Sie sich nach der Behandlung aus.
  • Achten Sie darauf, ausreichend zu trinken, beispielsweise Wasser oder Tee.
  • Um die Nachwirkzeit der MLD effizient zu nutzen, sollten Sie sich moderat bewegen zum Beispiel spazieren gehen.
  • Verzichten Sie als Ödem-Patient generell auf einschnürende und einengende Kleidung.

Die Technik: So führt der Therapeut die manuelle Lymphdrainage durch

Mit der MLD macht der Therapeut die Abflusswege systematisch frei. Er behandelt grundsätzlich mehrere Körperregionen, um verschiedene Bereiche des Lymphsystems zu aktivieren. Dabei beginnt er in der Regel am Hals. Anschließend behandelt er den Rumpf und danach das betroffene Bein beziehungsweise den Arm.

Mit speziellen Grifftechniken entsprechend der jeweiligen Körperregion regt der Therapeut die Aufnahme von gestauter Flüssigkeit aus dem Gewebe in das Lymphgefäßsystem an:

Kreisen, Pumpen, Drehen, Schöpfen – die typischen Grundgriffe

Stehende Kreise

Pumpgriff

Drehgriff

Schöpfgriff

Grifftechniken bei einem manifesten (verhärteten) Lymphödem

Ein Lymphödem ist ein eiweißreiches, in der Regel schmerzfreies Ödem. Durch die Eiweiße wird die Konsistenz der Schwellung mit Fortschreiten der Erkrankung fester. Aufgrund der eiweißreichen Schwellungen vertiefen sich mit der Zeit auch die natürlichen Hautfalten an den Gelenken. Deshalb sind bei Patienten, die an einem manifestierten Lymphödem leiden, weitere Griffe nötig, um die eiweißreiche Flüssigkeit im Gewebe zu mobilisieren . Bei der Ausführung dieser Grifftechniken passt der Therapeut die Behandlung auf die Konsistenz des Gewebes an – je fester das Ödem, desto stärker der Druck:

Ringförmiger Ödemgriff

Beim ringförmigen Ödemgriff legt der Therapeut die Daumen und Zeigefinger beider Hände wie einen Ring um das Bein oder den Arm. Er baut Druck auf, indem er den Ring langsam verengt bis die Finger in der Schwellung versinken.

Großer Lockerungsgriff

Der große Lockerungsgriff wird genauso ausgeführt wie der Pumpgriff. Dabei führen beide Hände gleichzeitig die Bewegung aus. Es wird langsamer, aber mit mehr Druck gearbeitet. Ziel ist, die Ödemkonsistenz zu lockern.

Großer Verschiebegriff

Beim großen Verschiebegriff liegen beide Hände flach mit leichtem Abstand nebeneinander auf der Hautoberfläche. Die Daumen sind leicht abgespreizt wobei sich die Daumenspitzen berühren. Der Therapeut hebt durch eine angedeutete Bewegung der Hände zueinander das Gewebe sanft ab und schiebt es in Richtung der Fingerspitzen. Dadurch wird die Flüssigkeit im Gewebe verschoben. Hierzu muss das Ödem bereits weich sein.

Was ist der Unterschied zu einer Massage?

Ziel der klassischen Massage ist es in der Regel, Muskelverspannungen zu lösen, die Durchblutung zu verbessern und Schmerzen zu lindern. Im Unterschied dazu wird bei der Lymphdrainage nicht „geknetet“. Mit den speziellen Grifftechniken der MLD regt der Therapeut den Lymphfluss an, in dem er Dehnungsreize auf die Haut und das Gewebe ausübt. Die manuelle Lymphdrainage soll im Gegensatz zur Massage nicht durchblutungsfördernd wirken.

Wie oft und wie lange wird die manuelle Lymphdrainage durchgeführt?

Der Arzt bestimmt die Behandlungsdauer in Abhängigkeit zur Schwere der Erkrankung. Eine MLD variiert zwischen 30, 45 und 60 Minuten.

Die Häufigkeit der MDL hängt von der Therapiephase ab. Während der Entstauungsphase wird sie in der Regel täglich durchgeführt. In der Erhaltungsphase ist die Häufigkeit abhängig vom Befund - meist ein- bis zweimal in der Woche.

Mehr zur Therapie bei Lymphödem

Medizinische Kompression sichert das Ergebnis der Lymphdrainage

Um das Therapieergebnis der manuellen Lymphdrainage – die Ödemreduktion – zu erhalten, muss das Bein oder der Arm im direkten Anschluss mit medizinischer Kompressionstherapie versorgt werden:

Bewegung aktiviert und steigert den Abfluss der Lymphflüssigkeit

Kompression und Bewegung regen den Lymphfluss effektiv an. Stellen Sie mit Ihrem Therapeuten ein individuelles Übungsprogramm zusammen: Je nach Patient sind Spaziergänge, Nordic Walking, Radfahren oder moderates Krafttraining nur einige Möglichkeiten, um die Therapie zu unterstützen.

Bewegung aktiviert und steigert den Abfluss der Lymphflüssigkeit

Kann und darf ein Patient die Lymphdrainage selbst durchführen?

Bei der manuellen Lymphdrainage wird systematisch mit speziellen Grifftechniken der ganze Körper behandelt. Aus diesem Grund eignet sie sich nicht zur Selbstbehandlung.

Was möglich ist: Unter Anleitung des Therapeuten können Patienten beispielsweise mit Atem- und Bewegungsübungen das Lymphsystem anregen sowie mit körperlicher Aktivität unterstützen.

Weiterführende Informationen

  • So finden Sie einen Lymphtherapeuten in Ihrer Nähe
    Recherchieren Sie im Internet oder im Telefonbuch nach einem Lymphtherapeuten. In der Regel sind das Physiotherapeuten, die eine Zusatzausbildung zum Lymphtherapeuten gemacht haben. Erkundigen Sie sich außerdem (beispielsweise bei Ihrem Arzt) nach regionalen Lymphnetzwerken: Dort schließen sich Ärzte, Therapeuten und medizinischer Fachhandel mit Fokus auf Lympherkrankungen zusammen.
     
  • Selbsthilfegruppen: Tauschen Sie sich mit anderen Patienten aus
    Nutzen Sie das Angebot regionaler Selbsthilfegruppen. Der Austausch mit anderen Betroffenen ist beim Umgang mit der Erkrankung sehr hilfreich. Teilen Sie Erfahrungen und unternehmen Sie etwas gemeinsam.
     
  • Erfahrungen: Patienten-Geschichten, die Mut machen
    Lassen Sie sich von anderen Lymphödem-Patienten inspirieren : Erfahren Sie, wie Sie mit Ihrer Krankheit umgehen und wie Sie den Alltag meistern.