Argumente für Flachstrick-Versorgungen

Was tun, wenn die Krankenkasse ablehnt?

Argumente für Flachstrick-Versorgungen

Auf die Indikation kommt es an

Gerade bei der Versorgung mit flachgestrickten medizinischen Kompressionsstrümpfen ist Ihr fachkompetenter Rat für Patient:innen unersetzbar.

Dennoch kann es passieren, dass die Frage auftaucht, ob ein rundgestrickter Kompressionsstrumpf eine Versorgungsalternative darstellt, obwohl ein flachgestrickter Kompressionsstrumpf ärztlich verordnet wurde. Insbesondere dann, wenn die anatomischen Gegebenheiten des:der Patient:in scheinbar nicht zwingend einen Flachstrickstrumpf fordern.

Dabei ist neben den Körperumfängen vor allem auch die medizinische Indikation für die Wahl der Strumpfqualität entscheidend.

Unterschiede in der Verordnung und Versorgung zwischen Rundstrick und Flachstrick

Damit Sie als beratender Fachhandel Ihre Kund:innen bestmöglich unterstützen können, haben wir für Sie eine Übersicht vorbereitet, die beide Versorgungen gegenüberstellt. Dort entnehmen Sie bitte die verschiedenen Indikationen. Bitte beachten Sie auch die Bezugnahme auf die MKS Leitlinie und die S2k Leitlinie Diagnostik und Therapie der Lymphödeme.

Vertragsärzt:innen verordnen Hilfsmittel nach pflichtgemäßem Ermessen, um dem:der Versicherten eine den Regeln der ärztlichen Kunst und dem allgemein anerkannten Stand der medizinischen Erkenntnisse ausreichende, zweckmäßige und wirtschaftliche Versorgung mit Hilfsmitteln zukommen zu lassen, § 6 Abs. 1 S. 1 HilfsM-RL. 

Der Stand der medizinischen Erkenntnisse ist in Leitlinien niedergeschrieben, auf die auch die PG17 des Hilfsmittelverzeichnisses unter „Indikation“ verweist:

Auszug aus der Leitlinie "Medizinischer Kompressionsstrumpf (MKS) AWMF-Leitlinien-Register Nr. 037/004:

Beim beginnenden Lymphödem (Stadium I) reicht meist eine Kompressionsklasse II, während im Stadium III meist der höhere Anpressdruck der Kompressionsklasse IV notwendig ist.
Nur Flachstrick ist aufgrund der hohen Wandstabilität mit Kompressionsklasse IV herzustellen. Dementsprechend kann der für die Indikation notwendige höhere Anpressdruck der Kompressionsklasse IV nur über eine Flachstrick-Versorgung gewährleistet werden.
Für die Versorgung lymphatischer Patient:innen ist auch die Leitlinie "Diagnostik und Therapie der Lymphödeme" AWMF-Leitlinien-Register Nr. 058/001 zu beachten.

S2k Leitlinie Diagnostik und Therapie der Lymphödeme, AWMF Reg.-Nr. 058-001:

In Phase II der Komplexen Physikalischen Entstauungstherapie (KPE) sollen die Patient:innen nach Maß angefertigte, flachgestrickte medizinische Kompressionsstrümpfe tragen.
Die Leitlinie besagt hier eindeutig, dass für diese Phase der KPE Flachstrick-Versorgungen notwendig sind und keine Rundstrick-Versorgungen.

Produkt-Merkmale spiegeln sich in den Anwendungsbereichen und Indikationen wider.

Nicht allein die anatomischen Gegebenheiten, also die Umfänge der Extremitäten, sind der entscheidende Faktor für die Wahl zwischen Rund- oder Flachstrick. Vorrangig kommt es auf die medizinische Indikation an. Die jeweilige Strickart weist eigene Produkt-Merkmale auf. Diese spiegeln sich in den Anwendungsbereichen und Indikationen wider. Der:die Ärzt:in hat die Therapiehoheit und verordnet indikationsgerecht. Der Leistungserbringer versorgt entsprechend der ärztlichen Verordnung.

Argumentationshilfe

Medizinische Kompressionsstrümpfe

Kompressionsstrümpfe zur Venentherapie

Basistherapie bei Venenleiden

CCL 1 – 3
18 – 46 mmHg
Leichte bis starke Kompression > niedriger Arbeitsdruck

Kompressionsstrümpfe für die Ödemtherapie

Basistherapie bei Lipödemen und Lymphödemen: Erhaltungstherapie nach erfolgter Lymphdrainage („Verhinderung eines erneuten Staus im Gewebe“)

  • Primäre und sekundäre Lymphödeme
  • Lipödeme
  • Keloidversorgung zum Beispiel nach Verbrennungen
  • Schwere phlebologische Indikationen
  • Mischformen: Phlebo-Lymphödem, Lipo-Lymphödem

CCL 1 – 4
18 – 49 mmHg und größer
Leichte bis extra starke Kompression > hoher Arbeitsdruck, hohe Wandstabilität